WGT 2012, Freitag Abend, 23 Uhr: Während andernorts in der agra-Halle tausende Besucher auf die aus Funk und Fernsehen bekannten Medienlieblinge Eisbrecher warten, habe ich mich für die „undergroundige“ Alternative entschieden und lausche in der Moritzbastei den ersten Klängen der griechischen Synthie-Popper Cylix. Ich darf ein abwechslungsreiches Konzert erleben, das stetig immer mehr an Intensität gewinnt und mich nach einer knappen Stunde ausgesprochen zufrieden zurück lässt. Grund genug, sich im Anschluss noch einmal ausgiebiger mit dem bereits 2010 veröffentlichten Erstlingswerk der talentierten Südeuropäer auseinanderzusetzen!

„Alpha“ lautet der Titel des Debüts, und es soll laut Selbstaussage vor allem für Fans von Bands wie Mesh oder De/Vision von Interesse sein. Nach einem Intro folgt mit „So Much For Love“ gleich ein überzeugender Einstieg: Der Song ist straight, melodisch und verliert sich nicht in unnötigen Spielereien. Tanzbar und dabei auf eine erfrischende Art minimal gehalten, lässt er klar die Stärken der Newcomer aus Athen erkennen. Andere Titel sind auf ähnliche Weise auf den Dancefloor ausgerichtet: „My Deepest Fear“ ähnelt von der Herangehensweise „So Much For Love“, weist jedoch in meinen Augen einen geringeren Wiedererkennungswert auf und verschwindet somit schnell wieder aus dem Gedächtnis. Aber kein Problem, Cylix haben noch einen absoluten Kracher in der Hinterhand: „Don't Let Me Fade“ ist ein wahrhafter Überhit, der selbst in Endlosschleife nicht an Überzeugungskraft verliert. So catchy, so eine atemberaubende eingängige Melodie - wer hier die Füße still halten kann, dem ist auch nicht mehr zu helfen! Wäre das toll, wenn dieser Titel bei den DJs seine Chance bekommen würde...

Der Rest des Releases braucht sich ebenso wenig vor der Konkurrenz verstecken. Das gilt für das emotionale „Heal me“ ebenso wie für den sehr ruhigen Track „Keine Zeit“, der trotz seines deutschen Titels in englischer Sprache gehalten ist. Letzterer Song erinnert mich in positiver Weise an die älteren Releases von De/Vision und stellt ein Highlight der CD dar. Dass „Alpha“ in seiner Gesamtheit trotzdem nicht vollkommen überzeugen kann, liegt an einem gewissen Mangel an Abwechslung und Kreativität. Stücke wie „In My Veins“ oder „Miles Divide“ kommen belanglos daher und sind auf Dauer nicht sonderlich prickelnd. Und auch am Umfang des Werkes gibt es etwas auszusetzen: Zieht man die beiden unspektakulären Remixes, Intro und Outro ab, bleiben nur noch magere sieben Songs – ein Album der sehr kurzen Sorte.

Cylix erfinden auf „Alpha“ das Synthie-Pop-Rad zwar nicht neu, aber machen doch vieles richtig und liefern dazu mit „Don't Let Me Fade“ einen Killer-Track, der auch live voll ins Schwarze trifft. Für Genre-Freunde ein Pflicht-Kauf, aber andere Fans elektronischer Musik mit einem Hang zu Retro-Sounds sollten ebenfalls ruhig einmal in das Album herein hören.