Cyclotimia - das ist russische Musik mit starkem Ambient-Einfluss der beiden elektronischen und experimentellen Komponisten Maks K. und Leonid M. Dem Großteil der Leser/Hörer wird die Band vorher vermutlich noch nicht sonderlich aufgefallen sein, so dass ich an dieser Stelle gern auf zwei Rezensionen, die hier beim Medienkonverter zu diesem Duo bereits erschienen sind, verweisen möchte: "Trivial Pleasures" und "Wasteland". "Eschaton" bietet einen ausgedehnten Mix aus anspruchsvoll zusammen gesampelten und durch Synthis erzeugte Sounds, die zu wahren Bombaststücken mit einer großen atmosphärischen Dichte ausufern können. "Leviathan" ist gleich zu Beginn ein fantastisches Beispiel dafür. Die zu hörende Stimme wurde von niemand geringerem als dem inzwischen verstorbenen Papst J. Paul II beigesteuert. Durch die sehr getragenen Flächen, die vom Himmel fallenden und im Hintergrund lauernden Bleep- und Effektgeräusche entwickelt sich eine sehr andächtige Stimmung, die für ein gebanntes Hörerlebnis sorgt. "Fibre Optic Angel" setzt dieses fort, wenn auch in einem viel relaxteren Arrangement. Irgendwo wartet die schon greifbare Unendlichkeit (im Weltraum). Doch auch der Abgrund scheint nicht allzu weit entfernt, was "Shelter" ebenfalls bemerkenswert vermittelt. So gesehen ist der Beginn der CD eine sehr gelungene Umsetzung der Eschatologie - der Lehre vom Weltende und Anbruch einer neuen Welt, von Tod und Auferstehung und von den letzten Dingen. Mit "Meltdown" erfolgt ein Break in der Tracklist, hin zu einem beatlastigen Industrialsong. Der könnte gut den unteren Teil des Covers erklären, nachdem die ersten drei Titel in Zusammenhang mit dem oberen Teil für den Aufbau einer sozialen Gesellschaftsstruktur stehen könnten (und irgendwie doch scheitern). Das folgende "Norns I", wie auch "Manhattan" & "Norns II" unterstreichen in ihrer Gänze den experimentellen Charakter des Albums, was der eine oder andere Hörer vielleicht auch als Füllmaterial bezeichnen wird aber auf jeden Fall unter den Gesichtspunkt 'Ansichtssache' fällt. Eine merkwürdige Ausnahme stellt "Crusade" dar. Irgendetwas werden sich die beiden Russen schon bei der Aufnahme des alten Songs aus dem Radio/TV gedacht haben... Mit einem über zehnminütigen Ausflug in die Ewigkeit und einem Anstoß zum Nachdenken über den Werdegang unserer Gesellschaft endet der Audio-Part von "Eschaton" mit dem Song "Gloria" und hinterlässt möglicherweise sogar ein flaues in der Magengegend, wozu einerseits das Arrangement der Ambient-Songs sowie andererseits das Video zu "Same Place" beitragen. Da die ständig zunehmende Globalisierung vorrangig mit den USA in Verbindung gebracht wird, entfalten die Bilder des 11. September noch eine viel emotionalere Wirkung in Bezug auf ein mögliches eschatologisches Weltende, wenn bestimme Länder oder Glaubensgruppen Probleme mit dem derzeitigen, primär westlichen Lebensstil haben...