Das schwedische Duo Martin Rudefelt und Torny Gottberg haut mit „Retropia“ Album Nummer drei in knapp acht Jahren raus. Klingt im ersten Moment nicht sehr beeindruckend, aber da Cryo noch zwei EPs am Start hatten, die andere Bands als Album verkaufen würden, relativiert sich diese Zahl. Und am Ende zählt nur die Qualität. Und die hat bisher gepasst. Zum neuen Album gab es mit „In Your Eyes“ einen feinen Appetithappen, wobei mir die hypnotische B-Seite „The Portal“ besonders gut gefallen hat. Beide Songs bilden mit dem neuen „Believer“ den Auftakt zu diesem Album. Mit dem großartigen „Common Man“ wird im Anschluss eine ruhigere Phase eingeläutet. Zusammen mit dem intensiven „I Use You“ und dem im Refrain sehr atmosphärischen „Too Much“ bilden sie meiner Ansicht nach das Highlight von „Retropia“. Drei wunderbare Electro-Tracks, die zum Besten gehören, was das junge Musikjahr 2014 bisher zu bieten hatte. „Shelter“ ist wieder härter, klingt in etwa als wenn Portion Control einen neueren Pankow Song remixen würden. Den Abschluss bildet die Triologie „So Close“, die inhaltlich das Thema Science Fiction bearbeitet und atmosphärisch die ersten acht Tracks zusammenzufassen scheint. Musikalisch klingen die Tracks wie eine Verneigung vor Kraftwerk, gepaart mit dem typischen Cryo-Sound. Das ist auch das Erstaunlich an Cryo. Das Album ist voll gepackt mit musikalischen Zitaten oder zumindest Anleihen. Und trotzdem schaffen es die Schweden, jedem Song ihren Stempel aufzudrücken. „Retropia“ zeigt bei dem ersten Durchlauf seine Struktur klar auf, jeder Song hat ein Gesicht. Ohne das Rad neu zu erfinden, liefern Cryo ein spannendes und abwechslungsreiches Electro Album ab. Wer die Atmosphäre des letzten Covenant Albums mochte, sollte „Retropia“ unbedingt seine Aufmerksamkeit schenken. Anspieltips (unter anderen) „Common Man“, „The Portal“ und „Shelter“.