Wenn im Rahmen einer Veröffentlichung von 'Covenant' im Tracklisting die Worte 'Club Version' auftauchen, dann erregt das sofort die Aufmerksamkeit eines jeden langjährigen Fans dieser Band. Ist es doch allgemein bekannt, dass diese Remixe von den Boxen direkt ins Gehirn gehen und dort für einen Zustand sorgen, der einen sofortigen Wunsch nach einer Tanzfläche nach sich zieht, um den kaum zu unterdrückenden Reflex nach Bewegung ausleben zu können. Da das zumeist auf Maxis zutrifft, freut man sich doppelt, sind die drei Herren aus dem kalten Norden Europas auch dafür bekannt, darauf das eine oder andere Remix-Schmankerl zu veröffentlichen.

Gemessen daran ist 'Bullet' auf den ersten Blick enttäuschend. Sicher, die 'Club Version' überrascht mit einer interessanten Variation des unterlegten Rhythmus. Da freuen sich die DJs, die bereits mehrere Monate im Voraus mit Demos bemustern worden sind, können sie doch so ihren ständig nach Neuen gierenden Stammgästen einen neue Variation des nach 'Call the Ships to Port' besten Stückes des aktuellen Albums 'Northern Light' anbieten. Eine sensationelle neue Variation von 'Bullet' zum Thema 'Zeit, Vergänglichkeit' ist dem wichtigsten Electro-Export aus Schweden jedoch nicht gelungen. Freilich: An der Tatsache, dass 'Covenant' mit 'Bullet' einen wenngleich auch sehr nachdenklichen Klassiker elektronischer Musik geschaffen hat, ändert sich dadurch nichts. Hört man sich die anderen Remixe ein paar mal an, dann kann der geneigte Zuhörer die waren Stärken dieser Maxi erkennen.

Sowohl der 'Flow Mix (by Ellen Allien)' wie auch der 'Le Dust Sucker Mix' geben sich sehr minimalistisch. Für den klassischen EBM-Hörer sicher etwas ungewohnt, für Gourmets Synthesizer-unterstützter-Musik und aufgeschlossene DJs eine Bereicherung ihres Klangrepertoires. Deswegen sind diese beiden Stücke konsequenterweise auf der A-Seite der 12"-Vinyl zu finden. Alteingesessene Hörer erinnern sich sicher noch, dass auf den B-Seiten sich in der Regel die weniger guten Stücke befinden. 'Bullet' ist da keine Ausnahme. Deshalb entgeht den nur-CD-Hörern hier nichts. Schon interessanter ist an dieser Stelle die DVD-Version zu nennen.

Das Video von 'Bullet' ist in recht einfacher Qualität einige Zeit über die offizielle Website von Covenant erhältlich. Von den Motiven erinnert es sehr an 'Kraftwerks' Maschinenmenschen. Sicher kein Zufall; gehört der deutsche Electro-Avantgardist zu den offiziellen Vorbildern von 'Covenant'. Dessen unberücksichtigt passt das thematisch gut zum Wunsch nach Überwindung der Vergänglichkeit mittels Ersatz des sterblichen Fleisches durch mechanische oder cybergenetische Ersatzteile und visualisiert so einen weiteren interessanten Aspekt des Grundthemas von 'Bullet'. 'Atom Heart' kommt sehr ruhig, ja fast tranquill daher und bildet so einen Kontrast zu dem sehr rhythmisch ausgelegten 'Bullet'.

Stilistisch passt es gut zum Album 'Northern Light', welches von der allgemeinen Ausrichtung zu den eher weniger Dancefloor-orientierten CDs von Clas, Eskil und Joakim gehört. In diese Veröffentlichung hineinhören sollte jeder, der sich ernsthaft für elektronische Musik interessiert. Ob dieses dann dazu führt das Maxi, Vinyl und DVD in das heimische Regal wandern, muss jeder selbst entscheiden. Dem Verfasser dieser Zeilen hat's gefallen und deswegen ist ihm das auch sechs Sterne wert.