Man befindet sich im Nirgendwo, weit weg vom städtischen Komfort. Gerade hat man den letzten Bus, der zur Flucht aus der Einöde hätte verhelfen können, um ein paar Sekunden verpasst, so dass man sich gezwungenermaßen dazu entschließt, zumindest einen Teil des Weges zu Fuß, die staubige Landstraße, entlang, zu laufen. Da sieht man in der Ferne eine düster gelegene Kneipe auftauchen. Der Schritt wird schneller und die Hoffnung, dort ein Telefon oder eine wohlgesonnene Mitfahrgelegenheit zu finden, immer größer. Man öffnet die Tür und schon steht man inmitten dieser seltsamen, von der Zeit vergessenen Spelunke, mit klischeehaften Gestalten und verqualmter Atmosphäre, aus der einen der, krächzende Gesang eines Sängers im Hintergrund gleich wieder hinaus grölt und würgt. Das klingt erfunden - ist es auch - das hört sich wenig angenehm an und doch fühlt es sich genau so an, wenn der raue Opener "Make Up Your Mind" der sächsischen Gruppe Cottonbomb lospoltert. Wobei das Poltern, die kratzige Stimme von Martin Scheiter, eher einem rhythmischen Aufstoßen gleicht. Das ist gewöhnungsbedürftig, sperrig und lästig zugleich. Aber genau diese Kombination zieht sich quer durch das Album "Sidman" und unterscheidet sich lediglich im Tempo oder den gerade entliehenen Genreelementen. Steht es für Abwechslung, wenn unter die dreizehn Titel gelegentlich ein Boogie-, Country- oder Blues-Songs gemischt ist? Ja? Gut. Dann hätten die Chemnitzer diesen Punkt. Und ist es facettenreich, wenn Sound und Gesang gemeinsam scheppern, jaulen, treten, stampfen und dreckig daher rotzen? Ja? Gut. Dann hätte das Quartett vielleicht auch diesen Punkt. Aber ist das im Ergebnis auch gut? Hörbar? Für Freunde des Rockgenres mit Blueseinflüssen vielleicht, ja. Ansonsten erscheint das Album nämlich wie eine zufällig irgendwo aufgenommene Session, die mindestens zwei gute Aspekte besitzt. Einmal: Die Musik von Cottonbomb ist wenig eingängig, dafür aber im Hintergrund auch nicht sonderlich störend. Das zweite wäre, es lässt sich vom ersten ableiten-, die Musik ist bis auf wenige Ausnahmen so belanglos (z. B.: "Someday I’ll Burn"), so ohne Wiedererkennungswert, dass sie schnell wieder vergessen ist. Die Ausnahmen bilden das poppig-ausgefallene "Calm Down" mit seinem mehrstimmigen Refrain, das ruhige und mit Akustikgitarre begleitete "Black Night" oder das flotte, schwungvolle, mit Trompetensound versehene "The Patter Of His Horse". - Insgesamt bleibt aber einfach der Eindruck der Spelunke mit dem dazu passenden Sound haften. Deshalb die Empfehlung: Finger weg von dieser Scheibe bzw.: Nicht eintreten! Weiterlaufen!