Wer hätte gedacht, daß im Rahmen meiner Tätigkeit als Schreiberling für den Medienkonverter einmal eine CD mit Harfenmusik in meinem Player landen würde. Schuld daran ist der Turiner Marco Saviolo mit seinem Projekt Corso, das mit „Fabula Dura“ bereits sein zweites Album (nach „Ambrosia 432“ - 2009) auf dem Label TDMC veröffentlicht hat. Pling, pling – so tastet sich im eröffnenden „Clocks In Love“ das althergebrachte Zupfinstrument vorsichtig an's Ohr heran, bevor eine Flöte einstimmt und zusammen mit dunklen Elektronikflächen eine perlende Melodie heranwächst. Das erinnert mich sofort an Märchenfilme aus meiner Kindheit und damit wäre nicht nur für mich das Wort „Fabula“ (lateinisch für Erzählung) im Albumnamen erklärt, auch der Urheber will laut Presseinfo sein Werk genau in dieser Weise verstanden wissen “A half is explained, the other one it is not.“. Im Klartext, ein paar Songs werden durch gesungene Lyrics quasi erläutert, während der instrumentale Teil dem Hörer Raum für eigene Phantasien läßt. Wie die „Erzählungen“ konkret aussehen, zeigen Lieder wie „Secret Stones“, „Child Of The Winter“ oder „Changes“, wo Marco Saviolo zum Mikrophon greift und seine ungewöhnlich sanfte Stimme in die Waagschale wirft. Dabei versucht er sich nicht an Operngesang, wie vielleicht aufgrund des überwiegend neo-klassischen Arrangements zu erwarten wäre, sondern tendiert eher in die Folk-Ecke. Der zurückhaltenden Begleitung steht dies gut zu Gesicht. Lediglich „Natura Piedona“ fällt aus dem Rahmen, einerseits durch eine orientalische Darbuka, andererseits durch den partiell eingesetzten Falsettgesang, der für meinen Geschmack allerdings etwas zu theatralisch wirkt. Bedauerlich, denn ausgerechnet in diesem Stück bedient sich Saviolo seiner Muttersprache. Im Gegensatz dazu können die in der internationalsten Sprache der Welt – der Musik – abgefaßten Titel ausnahmslos überzeugen. Die Harfe gibt natürlich den Ton an, wird aber meist von Flöte, Streichern, Synthesizer und sogar Feldaufnahmen, wie in „A Stairway In The Snow“ ergänzt. Nicht zuletzt runden textlose menschliche „Instrumente“, wie die sphärische Stimme Urania Pinto's in „Her Memories With Mine“ oder ein kleiner Chor bei „The Doors Of Refasi“ das harmonische Klangbild ab. Man sollte sich bei diesem Album von dem im Titel auftauchenden „dura“, was wörtlich übersetzt „hart“ bedeutet, nicht in die Irre führen lassen. Hart ist hier höchstens das Material des Tonträgers, wohingegen der Inhalt eine zärtliche Liebeserklärung an eines der ältesten Instrumente ist, mit dem schon in der Antike Legenden vorgetragen wurden. In gewissem Sinne reiht sich Corso nun mit seinem “never-seen movie soundtrack“ in diese Tradition ein - ein modernes Märchen also. Hoffentlich dürfen wir davon noch einige weitere Kapitel genießen.