Manchmal braucht es eine Weile, bis der Groschen fällt. Genauso ging es mir bei der vorliegenden Scheibe namens „Respiri“. Erst nach Recherche im Internet kam ich drauf, daß ich den Namen Riccardo Prencipe, seines Zeichens Gitarrist und kreativer Kopf des italienischen Projekts Corde Oblique, schon mal gehört hatte und zwar im Zusammenhang mit seinem vormaligen Projekt Lupercalia und dessen 2004 erschienenem Album „Florilegium“.

Mit zahlreichen Gastmusikern, darunter nicht weniger als drei Sängerinnen und einem Sänger, wandelt Riccardo Prencipe mit „Respiri“ nun also auf neuen musikalischen Wegen, weg von den eher klassisch-experimentellen Tönen der „Florilegium“, hin zu erdigeren Weisen. Bestimmendes Element auf beiden Veröffentlichungen ist und bleibt aber die Violine, bei Corde Oblique gespielt von Alfredo Notarloberti, und natürlich Riccardo’s Gitarre, die gewissermaßen den roten Faden bildet. Sie unterlegt das „Intro (Captatio Benevolaentiae)“ zunächst mit weichen, gezupften Tönen bevor Violinen und Schlagwerk zu einer schwungvollen Melodie anwachsen, die in My Promise“ ihre Fortsetzung findet.

Mit seiner orientalisch wirkenden Rhythmik und der flirrenden Geige erinnert dieses Stück an die Musik der Zigeuner, wirkungsvoll unterstützt durch den textlosen, stellenweise atemberaubend trillernden Gesang Caterina Pontrandolfos. Ruhig klingt „My Promise“ aus und leitet über zu „Eventi???, das mittels seiner verspielten Geigenläufe im Kontrast zur tiefen, manchmal fast flüsternden Stimme Corrado Videtta’s einer der schönsten Titel aus diesem Album ist. Dagegen kann „Waves“ nur bedingt begeistern. Trotz Catarina Raposo’s (Dwelling) eindringlichem Gesang und der passend dazu an iberische Folklore erinnernden Begleitung fehlt diesem Lied irgendwie der Höhepunkt. Genauso empfinde ich das auch bei dem einen oder anderen der zahlreichen Instrumentalstücke, die das Werk mitunter etwas zäh erscheinen lassen.

Man muß sich die Rosinen quasi herauspicken, wie das wunderschön melancholische „Orme“, das ganz von Alessandra Santovito’s (Hexperos/ex-Gothika) weicher Darbietung lebt oder das finale „Winds Of Fortune“, wiederum gesungen von der Portugiesin Catarina Raposo. Verträumte Strophen unterbrochen von gesprochenen Worten mit Gongbegleitung oder plötzlich aufbrausenden Trommeln lassen hier den Hörer nach 10:37 Minuten in andächtigem Schweigen zurück. Um beim Bild vom Rosinenpicken zu bleiben, welche Rosinen sich jeder einzelne aussucht, bleibt natürlich Geschmackssache, hierzu kann und will ich keine allgemeine Empfehlung geben.

Was jedoch alle Tracks auszeichnet ist die gefühlvolle Interpretation sowie das handwerkliche Können der beteiligten Künstler, und das macht Corde Oblique durchaus zu einer interessanten Entdeckung für Freunde der ruhigen, akustischen Klänge.