Rasante Sequenzer-Läufe im Analog-Gewand, metallische Drum-Sounds im Stechschritt-Rhythmus, ein auf das Grundgerüst abgespeckte Arrangement – das Ganze dargebotenen in einer Geschwindigkeit selten unter 130 BPM. So – oder zumindest sehr ähnlich - könnte ein Eintrag unter „E“ wie EBM im Lexikon der alternativen bzw. elektronischen Musik lauten. Ah ja… ein typisches Trademark des EBM habe ich noch vergessen. Das erwähnte virtuelle, schlaue Lexikon würde dann sicher so – oder halt sehr ähnlich - bezüglich auf den Gesang beschreiben: Das auf diese musikalische Weise kreierte martialische Ambiente wird angeführt bzw. überlagert von einer zumeist brüllenden „männlichen-markanten Stimme“, wie auch mein Unteroffizier im Grundwehrdienst bei der Bundeswehr dies immer selbst mit eigenen Worte sehr laut zu beschreiben pflegte. All diese Features deuten, wie erwähnt, auf das schon klassisch gewordene Electronic-Genre hin, das Mitte der achtziger Jahre aus der Taufe gehoben wurde und bis heute unter dem Bergriff Electronic Body Music firmiert. Der vorliegende Silberling „World Champion Shit“ der rustikalen schwedischen Container 90 kann man wohl eindeutig als ein EBM Produkt bezeichnen, genauer gesagt sogar als ein Old Skool EBM-Produkt mit deutlichem Einfluss der alten Nitzer Ebb (Muscle and Hate!) Beileibe keine schlechte Referenz. Doch die beiden kernigen Container 90 Schweden-Elche Ron und Jon, die sich offensichtlich große Mühe gegeben haben, ein paar zünftige EBM-Stomper auf die Rolle bzw. den „Exerzierplatz“ zu bringen, kommen leider nicht so richtig aus dem Schuh respektive ihren geschnürten Stiefel. Dies ist jetzt nicht so gemeint, dass sie nicht genügen Power hätten oder sogar lahmarschig wären; das sicher nicht. Sie haben auch verinnerlicht, was einen Song dieser elektronischen Sparte ausmacht. Doch leider mangelt es in anderer Richtung: an der Kreativität, an den Ideen! Was hier an musikalischen Einfällen er- und verarbeitet wurde reicht allenfalls für eine E.P. mit vier oder fünf Stücken. Auf die lange Distanz geht dem Schweden-Duo hier einfach kreativ die Puste aus. Spätestens nach zwanzig Minuten des intensiven Durchlaufs kommt nix Neues mehr, nichts was haften bleibt, nichts was richtig zu begeistern vermag. Hier bleibt leider definitiv der rechte Kick im Kopf aus – auch wenn man ihn ab und zu im Hintern zu verspüren glaubt. Oder anders ausgedrückt: auch wenn Container 90 Körper-Musik im wahrsten Sinne machen, reicht es leider nicht, eine (positive) aggressive Grundstimmung zu verbreiten und den Körper in Schwingung zu bringen – wenn sonst nicht allzu viel passiert. Hinzu kommt, dass der Waschzettel der Plattenfirma die beiden Nordlichter „als härteste EBM-Band aller Zeiten“ in die Annalen jubeln und protegieren will. Aber auch was den „Wumms“ der Produktion angeht, muss man konstatieren, dass dieser mich des öfteren schon beim Konsum meiner alten Nitzer Ebb-Vinyl Scheibe „That total age“ bei großer Lautstäre sprichwörtlich härter in der Magengrube getroffen hat! Längst still gelegte „EBM-Fabriken“, wie die ebenfalls aus Schweden stammenden Poupee Fabrikk (wer kennt die noch?), wussten nicht nur mehr zu begeistern, sondern auch härter zu punchen. Auch Bands, wie die zeitgenössischen Spetsnaz, die wohl am ehesten vom Sound her zu vergleichen sind, bringen zwar vermeintlich weniger harte, doch fast doppelt so gefällige Produkte hervor. Bleibt an dieser Stelle zu resümieren, dass das Ganze nicht mehr als ab und an ganz nett zu ist. Darüber hinaus dürfte der ein oder andere Song von Container 90 bei gewisser (bier-)seliger Stimmung um drei Uhr morgens im einschlägigen Club sicher zum zünftigen Hopfen-Pogo animieren. Mehr aber leider absolut nicht.