Drei in einem! Und das zum Preis von einem! Diese Veröffentlichung vom norddeutschen Label Wycombe Music kann sich echt sehen lassen. Denn statt der vermuteten drei CDs einer Band, bietet dieses spezielle Digifile-Triple-Pack jeweils ein komplettes Album von Concise, Flaque und X_Dynamics. Einerseits finden sich diese Projekte allesamt auf dem genannten Label wieder und andererseits agieren sie kooperativ in Form von Remixen und projektübergreifender Songgestaltung. Des Weiteren ist so ein preiswerter Newcomer-Anschub aus dem eigenen Hause möglich, auch wenn den Bands damit weniger vom Umsatz bleibt. Wenn aber der Geldverdienst der eigentlichen Intention – Musik aus Freude am Musikmachen zu erschaffen – definitiv untergeordnet ist, dann ist dies ein wunderbares Marketinginstrument und eventuell eine ungewollte Bereicherung an interessanten Titeln, auf die man sonst nie gestoßen wäre. Fangen wir aber erstmal mit dem Hauptprojekt an: Concise. "Revive" heißt nach dem Erstling "Pure" das vorliegende zweite Album dieses Duos und stilistisch steht wieder e-Music auf dem Plan; oder in anderen Worten Electronica-Pop. Mit Trip-Hop- und leichten Ambient-Einflüssen, die zudem mit Gitarrenspielen verziert sind, zeichnen Concise ein sehr einheitliches, teils leicht unterkühlt wirkendes Klangbild, welches durch Katrins markante Stimme einen unverwechselbaren Stempel aufgedrückt bekommt. Zusammen mit vielen kleinen melodischen oder einfach nur elektronischen Soundtüfteleien ergibt sich ein nicht immer einfach verdaulicher Hörgenuss, der Liebhabern diffiziler Arrangements aber garantiert wieder Freude bereiten wird. Sofort eingängige Lieder finden sich auf dem Album leider nicht wieder, weil dafür einfach immer etwas der Schwung mit dem notwendigen starken melodischen Rückhalt fehlt. Empfehlenswert sind aber dennoch Titel wie "Innocent E_Walk", „Done“, "Ojibway" oder Track Nr. 14, der durch die Gitarre und die tiefe Männerstimme (ist das Yellos Dieter Meier?!) sehr westernlastig und absolut entspannt klingt. Die Coverversion „The Power Of Love“ fällt im Vergleich zu den anderen Songs etwas ab und will sich durch ihren Bekanntheitsgrad gar nicht so richtig in die Concise-Welt einfügen. Dafür sind die Remixe - besonders die von X_Dynamics und Patt - als (tanzbare) Ergänzung sehr zu empfehlen. Kommen wir nun zu den beiden Projekten, die zu der Ehre kommen, Concise auf diesem Triple-Pack Gesellschaft zu leisten: Flaque und X_Dynamics. Diese beiden Soloprojekte unterliegen einer strikt männlichen Führung und sind stilistisch im Ambient- bzw. housigen Techno-Bereich angesiedelt. Vermutet man bei Flaques Debüt „Mindscapes“ vor dem CD-Einlegen typischen Ambient-Sound wird man schon bald überrascht ‚Experimentell’ hinzufügen müssen, denn so ganz typisch ist es dann doch nicht. Sei es durch den Einsatz von ‚Experimental-Geräuschen’, das nicht nur sporadische Auftauchen von Drum('n'Bass)-Elementen – manchmal nur rasselnd, manchmal eher beatlastig –, Naturgeräuschen oder der Wandlung von gelassener Gemütlichkeit zu rhythmisierter Hektik. Die Kategorie ‚Ambient’ unterstützt hier bestenfalls die musikalische Einordnung, welche dann als Ausgangspunkt interessanter Ausschweifungen dient und mit ihrer Bahn Kreise zieht, die sich hervorragend für eine fortschrittliche elektronische Schmuserunde eignen. („Revive“ scheint da primär für die konventionelle Runde konzipiert.) Die Vielfältigkeit lässt sich am besten durch die drei hintereinander folgenden Songs „Acoma“, „Airy“ und dem zugleich gelungensten Titel "Deceive" einfangen, dem Katrin von Concise als Gastsängerin bei der Aufnahme zur Verfügung stand. X_Dynamics’ Selbstbezeichnung für seinen Stil ist ‚Electronic Music’, welche eher Flaque angehaften sollte. “Regular Loader Routine” beginnt mit „Paperworks“ irgendwie so, als wenn ein Keyboard-Demo aus älteren Zeiten die Besonderheiten der Klangerzeugung als kompletten Titel präsentiert, geht dann aber mit „Treetop“ in eine housigere Richtung, die mehr oder weniger stark ausgeprägt weiterhin auf dem Album anzutreffen ist. „Rapid Rabbit“ hat wiederum einen anderen Einschlag, welcher mit seinem trancig gelassen Groove spontane Erinnerungen an meine alten Technozeiten und meinen ‚Space Woodstock’-Sampler weckte. ... Und dann kommt auf einmal der Hammer des Albums – „Extra“. Nach 2-minütigem Vorspiel ergießt sich fast unangekündigt ein groovender Breakbeat-Schwall, der zwar nicht voll nach vorn abzieht aber mit seinen melodischen Nebenspielen einfach nur fasziniert und unweigerlich den Druck auf die Titel-Repeat-Taste zur Folge hat (siehe auch erster Absatz, letzter Satz). Die vier folgenden Titel runden das klanglich etwas eigenwillig anmutende Werk nett ab – mal, wie erwähnt, housig, mal sehr jazzig („Jammin Denim“ – erinnerte mich sofort an eine Sampler-Vorführung auf der Frankfurter Musikmesse vor zwei Jahren). Und so schließt sich der Kreis der Kategorie-Findung doch wieder bei „Electronic Music“, diesem weiten Feld, das sich nur durch die Zusätze „tanzbar“ und „teils unkonventionelle und ältere Sounds“ einschränken lässt. Der Album-Höhepunkt lässt sich auch wieder aus drei aufeinander folgenden Songs zusammensetzen: „Terraform“, „Rapid Rabbit“ und „Extra“.