Ein nettes Wortspiel, das sich Greg Kowalczyk da ausgedacht hat. Das passende Artwork – einen Cyber-Fötus inmitten von Kabeln und Schläuchen – wird gleich mitgeliefert, von Comic-Illustrator und Künstler Steph Dumais. Die Message dahinter? Die liefert Kowalczyk selbst. In der Maschine entsteht Musik, dort wird sie geboren. Sie ist kein Monster, kein Frankenstein, vielmehr eine symbiotische Kreatur, die unser Leben bereichern und verbessern wird. Das Baby ist die Musik, verkabelt und verdrahtet, eine Kombination aus organischen und mechanischen, elektronischen Komponenten, im Inneren der Maschine heranwachsend. Das Baby ist unser Freund, so die Interpretation des Kanadiers, dessen musikalischer Horizont tatsächlich weit über den elektronischen hinausreicht. Vom Punk über Goth und Hardcore/Gabber bis hin zum Rockabilly-Sound – Kowalczyk übt den musikalischen Rundumschlag und pflegt nun mit dem ersten Album von CompUterus eines seiner vielen Babys, das bereits seit 2000 existiert. Das selbstbetitelte, komplett instrumentell gehaltene Album bietet zwar nicht von allem etwas, dafür aber eine respektable stilistische Bandbreite im Bereich Electronic/Industrial, wobei Kowalczyk weniger auf die Bassorgie setzt, sondern auf ausgefeilte Rhythmen, höchste Tanzbarkeit und Soundspielereien, die von Titel zu Titel ganz unterschiedliche Stimmungen generieren. Melodische Dancetracks, die gekonnt mit EBM-Beats und dezent gehaltenen Distortions spielen („Grid“), wechseln sich mit schnellen, schweren Noise-Hämmern („Progress is a train“, „7 Souls“, „Comes from outer space“, „TransForm“) und obskuren, tribal-inspiriertem Rhythm'n'Noise („Firebird“) sowie verstörenden, sountrackartigen Geräusch- und Distorten-Epen („Creep“, „Holy hell“, „Cellar“, „To pieces“) ab. Kowalczyk sind mit „CompUterus“ jede Menge spannender Ansätze gelungen, an Ideen scheint es dem Kanadier nicht zu mangeln. Trotzdem fehlen diesem Album die Klammer – der rote Faden – und das Feintuning. Manche Stücke hätten mehr hergegeben. Etliche Stücke lassen einen schnell abdriften, bleiben nicht in Erinnerung, vor allem zum Ende des Albums hin. Doch bei guter Pflege, wovon auszugehen ist, wird das Baby sicher prächtig wachsen und gedeihen. Das Projekt sollte man im Auge behalten …