Wieder einmal habe ich meinen halben CD-Bestand durchwühlt um herauszufinden, womit ich den Namen "Collide" in Verbindung bringen kann. Et voilà: auf dem vor knapp fünf Jahren erschienenen, beachtenswerten Electro-Pop-Sampler Vis-à-Vis Vol. II von Visage Records ist das Duo aus Los Angeles mit ihrer damaligen Hit-Single "Beneath the Skin" als Philip Boa Constrictor Mix vertreten. Ein atmosphärischer, hypnotischer Song der mich heute noch begeistert. Die weiteren inzwischen erschienen Veröffentlichungen seit der 1997 veröffentlichten Remix-Single "Skin" - auf der der Song "Beneath the Skin" in sechs recht unterschiedlichen Versionen vertreten ist – sind mir allerdings leider nicht bekannt. Im Sommer diesen Jahres haben kaRIN (Texte, Gesang) und Statik (Musik und Programmierung) nun ihr viertes Fulltime-Album herausgebracht. "Some Kind Of Strange" ist bezeichnender Weise ein außergewöhnliches Werk, das sich jeglicher stilistischen Einordnung geschickt zu entziehen vermag. Das dürfte vielleicht auch an den doch recht unterschiedlichen Künstlern liegen, die ihr musikalisches Talent zu diesem Album beigesteuert haben, wie etwa cEvin Key (Skinny Puppy, Download) oder Danny Carey von Tool. Dass der Klangkosmos von Collide so vielseitig ausfällt erscheint dann nicht mehr ungewöhnlich, wenn man sich die weiteren musikalischen Aktivitäten des Duos ansieht. Während Statik bereits u.a. mit Love & Rockets, Skinny Puppy, Tool und Prince zusammen gearbeitet hat, lieh kaRIN schon Front Line Assembly und Pleateau (ein Seitenprojekt von cEvin Key) ihre Stimme. Fast drei Jahre harte Arbeit haben Collide in "Some Kind Of Strange" investiert, das in den Staaten auf ihrem eigenen Label Noiseplus Music erscheint. Seit Mai diesen Jahres sind nun einige ihrer Veröffentlichungen in Europa über Alfa Matrix erhältlich. Elf Songs haben auf dem aktuellen Album ihren Platz gefunden, deren teils so gegensätzliche Elemente in der einen Sekunde im wahrsten Sinne des Wortes zu kollidieren zu scheinen um sich gleich darauf der perfekten, gemeinsamen Harmonie hinzugeben. "Some Kind Of Strange" ist ein detailverliebtes, symphonisch arrangiertes Werk, das durch seine ausladende Instrumentierung sehr exotisch wirkt. In einer faszinierenden Mischung treffen hier düster-orchestrale, epische Klangwelten auf minimalistische Akustikklänge, vereinen Elemente des Jazz, Funk, Trip Hop geschickt mit Goth- und Electro-typischen Strukturen, durchzogen von teils verzerrten, hypnotischen Gitarrenläufen (z.B. "Crushed" und "Complicated"). Hinterlässt "Crushed" in in gewisser Weise ein beschwörend-verstörendes Gefühl, versprühen weich fließende Tracks wie "Slither Thing" oder "Inside" fast schon ein luftiges "easy listening-feeling", während "Tempted" streckenweise an das epische Potenzial einiger Dead can Dance-Werke heranreicht. Doch alle Songs wirkten nur halb so intensiv, legte sich nicht die verführerische und erotische Stimme von kaRIN über und in sie. Mit einer unglaublichen Laszivität umgarnt ihre Stimme den Hörer und versucht ihn in das rätselhafte Universum von Collide zu entführen. Ihre optische Attraktivität unterstreicht dies eindrucksvoll, zierte sie schon zahlreiche Cover einschlägiger Gothic-Lifestyle- und Musikmagazine. KaRIN und Statik haben mit "Some kind of strange" ein sehr persönliches, sensibles Werk geschaffen, dessen Emotionen in den tiefgründigen, intuitiv wirkenden Texten ihre Befreiung finden. Hinzu kommt ein wunderbar gestaltetes Artwork, das die CD zu einem richtigen Schmuckstück macht, selbst wenn sie lediglich im schlichten Jewel-Case erscheint. Mit seiner flirrenden Atmosphäre bereicherte dieses Album sicher den musikalischen Hitze-Sommer dieses Jahres, doch dürfte es bestimmt auch dem ein oder anderen einen noch bevorstehenden kuscheligen Herbst- oder Wintertag verschönern. Wer sich den Tiefen von "Some kind of strange" nicht verschließt, könnte leicht einer Sucht nach diesem Album erliegen. Anderen jedoch mag es aufgrund seines ruhig-hypnotischen Charakters auf die Dauer etwas langweilig und eintönig erscheinen. Wer beispielsweise Massive Attack, Delerium aber auch Clan of Xymox mag, dürfte an diesem Album durchaus Gefallen finden. Man sollte auf jeden Fall einen Blick auf die sehr ansprechend designte Homepage von Collide werfen, die ein wahres Sammelsurium an Informationen, Audio- und Videofiles und wunderschönen Fotos und Bildern von kaRIN und Statik bietet. Anspieltipps: Crushed, Tempted, Complicated, So Long.