Das berühmte Talent schwedischer Bands, mit einfachen Mitteln einprägsame Melodien zu zaubern, ist ein gern bemühtes Klischee, wenn es an die Besprechung neuer Veröffentlichungen aus dem schier unerschöpflichen Pool skandinavischer Elektroformationen geht. Elegant Machinery, Covenant und Colony 5 seien als primäre Bezugsgrößen genannt, aber auch unbekanntere Acts wie Saft, Page, Hype oder Mr.Jones Machine stehen für synthetische Popvielfalt aus dem hohen Norden. Im Dunstkreis der genannten Vorreiter bewegen sich die Epigonen von Code 64. Deren Bandgeschichte ist bislang alles andere als stetig und stringent verlaufen. Mit jedem veröffentlichten Album wurde die Plattenfirma gewechselt, jüngst schied Sänger Henrik Piehl aufgrund musikalischer Differenzen aus und wurde vom nicht minder charismatischen Björn Marious Borg ersetzt. Letzterer verpasste vor einigen Jahren unter dem Pseudonym „Bariuz“ dem Song „Guardian“, welcher auf dem 2. Album „Departure“ erschien, ein neues, technoideres Gesicht und erlangte dadurch die Aufmerksamkeit der verbliebenen zwei Bandmitglieder Christian Espeland und Hasse Mattsson. Diese rekrutierten den Remixer als neuen Sänger und produzierten gemeinsam das nunmehr dritte Werk namens „Trialogue“. Zunächst macht sich die personelle Veränderung lediglich im Gesang bemerkbar, der tendenziell eine halbe Oktave höher angesiedelt ist, jedoch gleichermaßen gut zu den druckvollen Synthies passt, mit denen Code 64 einen futuresken Technopop-Cocktail kreieren. Gleich der erste Song „Deviant“ drückt das Gaspedal bis zum Anschlag durch. „I will never be a puppet of conformity“ heißt es dort – ein Motto, das zumindest auf die mit eigenwilligen Effekten durchsetzten Synthieflächen zutrifft. Überhaupt schaffen es die drei Soundtüftler, das sehr eingängige Liedgut immer wieder mit überraschenden Wendungen zu versehen. Ein verfremdetes Kindergequäke bei „Masquerade“, Kraftwerk-Reminiszenzen beim minimalistischen „Advanced Robotics“ sowie ein Medley aus dem radiotauglichen „Close Encounters“ und dem clubbigen Instrumental „Hyperdrive“ decken große Bandbreiten elektronischer Musik ab und zeigen, dass Code 64 nicht nur grandiose Melodien komponieren können sondern auch eigenständige Akzente setzen können. Während die beiden ersten Alben auf Dauer Abwechslung vermissen ließen und das Sci-Fi-Thema in den Texten überstrapazierten, schöpft das talentierte Trio auf „Trialogue“ sein Potenzial besser aus. Auch wenn die Radio Edits der beiden ausgekoppelten Singles „Stasis“ und „Masquerade“ etwas anderes vermuten lassen: Im Gegensatz zur öden Eintönigkeit, die sich bei exzessivem Konsum so genannter Radiohits einstellt, langweilen Code 64 auch beim 10. Durchlauf nicht. Wer auf fröhliche, schwedische Tanznummern mit modernen Sounds und einer klaren Stimme steht, dem sei das aktuelle Werk wärmstens ans Herz gelegt.