Client sind ‚On Command’! Das suggeriert nicht nur das strenge grau-rote-Cover mit dem man zur Farbgebung der ersten Tage zurückfindet, sondern natürlich auch der Titel selbst. Wieder zum Trio gewachsen mit Youth als Produzenten, legen die Ladies das neue Album pünktlich zum Frühling vor, um die Kühle des Winters evtl. noch ein paar Tage zu verlängern. Bisher hat sich der Musikstil der ‚London Gals’ von Album zu Album gewandelt. Dies ist auch mit ‚Command’ der Fall. War ‚Heartland’ noch eher elektronisch steril, ist das neue Werk eine ganze Länge organischer und lebendiger. Wie der Teppich von allerlei Gewürm, den man aus diversen Indy-Jones Filmen kennt legen sich düster-funkelnde Sounds unter die zehn neuen Songs und schaffen es so, das Output-Genre von Electronic endgültig zu Indietronic zu kippen. Man gibt sich sleazy mit prominentem Bass und fast schon Lo-Fi in der Gesamtausgestaltung. ‚Your love is like petrol, your lips are gasoline!’, das trifft gut die Grundstimmung von ‚Command’. Erwachsen geworden sind Client inzwischen unbestreitbar und finden ihre Identität schließlich nicht im metallischen Design Umfeld von City, sondern eher zwischen Flaschenbier und Electrorockern in den schwarzen Kellerclubs, in denen sie sich aber auch bereits mit den anderen Alben sehr wohl gefühlt haben. Passend dazu dreht Sarah auch beim Gesang auf um gegen die 8-Track-anmutenden Basisstrukturen anzukommen. Nach zwei Kraftsongs bietet ‚Don’t run away’ Dramatik in tiefer Klavierlage mit ebenso tiefem Gesang von Sarah und schräg-zerrender Gitarre im Mittelteil. Der Rückfall in die Reinsynthetik gelingt mit ‚Make me Believe in You’, wobei die Plastik-Disco Beats schon dick aufgetragen und gewöhnungsbedürftig sind. Mit ‚Lullaby’ und ‚Satisfaction’ erhält Frau Blackwood diesmal an zwei Stellen die Möglichkeit lasziv einzelne Vokabeln zu rezitieren: I love it! Eine temporäre Häufung von Namen bei Neugeborenen ist bekannt und das Pendant im Song-Kontext scheint gefunden zu sein! Nach Marsheaux, Little Boots, Ladytron, Erasure und kurz vor Depeche Mode gibt’s auch bei Client ‚Ghosts’, und diese zelebrieren einige der schönsten Momente des Albums mit einer ansonsten auf ‚Command’ nur selten zu findenden melancholischen Sarah. Ein Song der an die Balladen von Garbage erinnert, und die wussten wie man Gefühle in raue Behältnisse gefüllt gut verkauft bekommt. Die dicksten Beats im Midtempo gibt’s zum Schluss zusammen mit klimpernder Akzentuierung und dem inzwischen gut etablierten flächigen Untermalungen bei ‚In my Mind’. ‚Command’ ist eine gute Entwicklung von der Retorte in die böse Wirklichkeit. Wahre, nachvollziehbare Musik wird hier geboten, wobei man zugeben muss, dass stellenweise der Minimalismus und Pragmatismus fast schon ein wenig unfertig erscheint. Das Limit auf der nach unten offenen ‚Electro-Rock-Bitch’-Skala ist mit ‚Command’ für Client wenn auch noch sehr weit oben angesiedelt erreicht, an ein zwei Stellen für mich sogar schon deutlich überschritten. Aber das ist den drei Damen bestimmt auch bewusst… Die limitierte Erstauflage wird übrigens mit einer zweiten CD mit Remixes und Videos veröffentlicht, die jedoch nicht zur Rezension vorlag.