Ein gutes Jahr für Claudias Fans: nicht nur die Live DVD ‚This Happened’ wurde veröffentlicht, sondern wenig später sollte auch das Solo-Album ‚The Lost Are Found’ angekündigt werden. Schnell spekulierte man über die Song-Auswahl und welche Songs wohl die Favourites werden könnten. Meinen habe ich treffsicher vorausgesehen: Dubstars ‚The Day I See You Again’. Bereits im Original schmachtend fließender Indie-Pop, ist auch in der hier enthaltene Interpretation zum verlieben schön!

Gute Melodien setzen sich einfach durch. Nahe am Original von Steven Hague produziert, einer der radiotauglichsten Momente auf dem Album, wobei das Werk insgesamt sehr eingängig geworden ist, vergleicht man es bspw. mit der Zusammenarbeit mit Andrew Poppy vor einigen Jahren. Zwar sind die Songs mal abgrundtief nordisch traurig, wie zum Beispiel Stina Nordenstams ‚Crime, dann wieder sphärisch einlullend wie der Julee Cruise Song zu Beginn, allen gemein jedoch ist der Flow und Claudias Stimme, die der Zusammenstellung Konstanz und die notwendige Verbindung gibt. Mit ‚King’s Cross’ ist die Auswahl auf einen der emotionalsten Songs der Pet Shop Boys gefallen.

Ganz anders als vor zwei Jahren von Tracey Thorn interpretiert setzt Hague (der übrigens auch schon das Original produzierte) in der neuen Version auf reverse, zurückhaltende Elektronik zu Beginn, die sich zu einem vollmundigen, kraftvollen Ende steigert. Die Künstler der Originale lesen sich im Zusammenhang wie eine Tracklist die sich sonst so keiner trauen würde, denn ELO oder die Bee Gees sind genauso dabei wie Bowie oder The Lilac Times. Ein Prachtalbum also? Da bin ich ein wenig hin und her gerissen, denn beim ersten Hören wirkt ‚The Lost Are Found’ stellenweise ein wenig spröde. Das relativiert sich jedoch mit dem vierten oder fünften Durchlauf, spätestens dann fügen sich Details und Gesamteindruck warm zusammen und - seien wir mal ehrlich - Claudia Brücken steht (zum Glück) nicht für Pop von der Stange! Zwar bleibt die eine oder andere Länge in der Produktion, die positiven Momente machen diese jedoch um Längen wett! Und dass ich mich mit ‚One Summer Dream’ im winterlichen Streichergewand in einen ELO Song verlieben würde, hätte mir vor ein paar Wochen auch noch keiner erzählen können.

‚The Lost Are Found’ macht alle die zufrieden, die auf neuen Output der charismatischen Wahl-Engländerin gewartet haben, ein breites, neues Publikum wird sich Claudia Brücken mit diesem Release jedoch nicht erschließen können. Das war, so glaube ich, aber von vorneherein auch nicht das Ziel dieses Releases, denn dann hätte man wohl eher den (traurigen) Kim-Wilde-Ansatz gewählt und hlatte Songs noch glatter gebügelt. Im Frühjahr wird Claudia in einigen kleinen Clubs der Republik auftreten; wer sich das entgehen lässt ist selbst schuld…. PS.: Das Album wird am 1.11.2013 auch offiziell in Deutschland veröffentlicht, in England ist es bereits seit einigen Wochen zu haben.