Die niederländischen Dark Wave-Heroes Clan of Xymox sind zurück. Drei Jahre nach dem Album "Breaking Point" und pünktlich zum 25-jährigen Bandjubiläum legt die Gruppe um den Wahl-Leipziger Ronny Moorings ihr neues Album vor. Letzterer ist wahrhaftig ein Phänomen, denn nur wenigen Musikern der Szene gelingt es, über eine solch lange Zeit konstant hochwertige Veröffentlichungen zu produzieren – vielleicht auch deswegen, weil sich Clan of Xymox in alle den Jahren trotz zunehmend moderner, elektronischer Einflüsse einfach sich selbst treu geblieben sind, keinen Hang und Zwang zu Experimenten verspürten und sich für ihr Songmaterial stets die Zeit genommen haben, die sie brauchten. So bleibt die Liste an Clan of Xymox/Xymox-Werken auch nach einem Vierteljahrhundert immer noch schön überschaubar, dafür aber voller Highlights, die fast schon einer kleinen Zeitreise durch den (Clan of) Xymox-Kosmos gleichen. Rund um das Thema Liebe, stets pendelnd zwischen aufkeimender Hoffnung und tiefer Verzweiflung, hat Ronny Moorings zehn bewegende Stücke geschrieben, die unverkennbar Clan of Xymox sind und dabei gleichzeitig einen kleinen Schritt weiter gehen als die bisherigen Veröffentlichungen. Ohne zu Lasten des COX-typischen Gitarren- und Bassspiels zu gehen, wurden hier und da ein wenig die Beats aufgemöbelt, die melodischen, markanten Synthieflächen und Ronny Moorings unverkennbare Stimme gehen allerdings in altbekannter Manier ins Ohr. Mit seinem angenehm moderaten Tempo und einer perfekten Balance zwischen düsterem, elegischen Wave und moderner Elektronik ist der Opener- und Single-Track "Emily" ein Klassiker-Anwärter, perfekt gefolgt vom etwas langsameren, verzweifelt-schönen "Hail Mary". In schönster Gothicrock-Manier, hymnisch, eingängig und kraftvoll, lassen "Desdemona" und "Judas" anschließend an wunderbare alte Schwarzromantikzeiten zurückdenken – eigentlich die wahren Album-Helden, wenn man Tanzflächenkompatibilität nicht zwangsläufig mit electronic beats gleichsetzen muss. Ähnlich spektakulär und von immenser gefühlter "Morning Glow", während der Titeltrack "In love we trust" mit viel erdiger Sisters-Attitüde und dezentem elektronischen "Unterbau" aufwartet. Mit "Sea of doubt" steuert das Album nun erstmals in sehr ruhiges Fahrwasser und entfaltet in dieser atmosphärischen, voller Melancholie und Trauer getränkten Synthie-Ballade seine volle Schönheit. Ein wenig aus dem Raster heraus fällt nach "Morning Glow" der Titel "Home Sweet Home", der fast schon – trotz der außergewöhnlich tief angesetzten Stimme von Ronny Moorings – aufgeweckte Fröhlichkeit und Erwartungsfreude versprüht. Mit "Love got lost" ist dem positiven Gefühl aber schon wieder ein Ende gesetzt, schlagen Clan of Xymox hier erneut düstere, future poppige-Töne an – tempomäßig zwar verhalten, aber mit vergleichsweise druckvollem Beat. Zusammen mit dem fast schon Dark Techno-ähnlich "aufgebrezelten" Abschlusstitel "On a Mission" dürften diese Stücke den größten Kontrast zu den übrigen Albumstücken und bei langjährigen Fans vielleicht auch einen kleinen Stein des Anstoßens bilden. Hoffen wir mal, dass dieser Albumabschluss nicht die musikalische Marschrichtung für den Nachfolger angibt. Die darf nur allzugerne in Richtung "Desdemona" und "Morning Glow" gehen, denn das ist wirklich sehnsuchtsvoller Electronic Gothic Rock at it’s best! Natürlich erscheint das Album in der Erstauflage auch wieder als optischer Genuss, nämlich als opulent aufgemachter Digipack mit durchgestyltem Booklet, welches die musikalischen Kostbarkeiten wundervoll ergänzt. Ein traumhaftes Highlight für den Herbst, den Winter und viele weitere Jahreszeiten, denn satt hören kann man sich an "In love we trust" so schnell nicht. Clan of Xymox ist mit diesem Album, wie schon bei "Farewell", "Notes from the Underground" und natürlich "Medusa", erneut ein Meilenstein in der eigenen Erfolgsgeschichte gelungen.