Die kalifornische Band "Claire Voyant" hat sich für ihr neues, viertes Album "Lustre" viel Zeit gelassen, denn ihre letzte Veröffentlichung liegt bereits 7 Jahre zurück. Während dieser Zeit sind sie jedoch nicht untätig geblieben, so lieh z.B. Sängerin Victoria Lloyd ihre Stimme unter anderem "Caustic", "Stromkern" und "Displacer" und brachte mit dem Projekt "Mono Chrome" 2004 eine Platte hervor. Stilistisch sind sie bei ihrem ursprüngliche Stil seit ihrem Debut 1995 geblieben, welcher sich als "Ethereal Pop" bezeichnen lässt oder auch als "Dream Pop" verkauft wird. Beide Begriffe umschreiben sehr gut was einen auf dem aktuellen Album erwartet. Wenn etwas in den Liedern im Vordergrund steht, dann Victoria's melodischer Gesang. Ihre Stimme ist fast omnipräsent, und nebenbei realisiert man manchmal kaum die durchgehende Instrumentierung. Gitarre, Synths und Drums ergänzen die Vocals stimmungsvoll in Form eines symbiotischen Klangteppichs, in dem sich zwar alle Komponenten jeweils identifizieren lassen, jedoch kaum allein hervortreten und stattdessen eher verschmelzen. So fallen Alleingänge, wenn man sie so nennen kann, wie z.B. ein Gitarrensolo in "Shine", direkt auf, und das nicht unbedingt positiv. Auch die Synths in "Into Oblivion" treten stellenweise unangenehm hervor. Ansonsten sind sie konstant sehr atmosphärisch, und immer wieder auftauchende Glockenspiel-Klänge verleihen den Liedern einen verspielten Charme. Die Gitarre tritt grösstenteils sehr dezent auf, was durch Hall-Effekte unterstützt wird. So z.B. beim letzten Drittel von "Another Day (The Subtle Thief Of Youth)", bei dem alles zu verschwimmen scheint, einschliesslich Victoria's Gesang, der nochmal mit ihrer hauchenden Stimme unterlegt wird. Hervorzuheben wäre noch "Painted Gold", welches in der zweiten Hälfte durch einen progressiven Aufbau gekennzeichnet ist und fast rockig wirkt, sowie der Klimax von "Broadcast", der mit einer schweren Bassline, kreischender Gitarre und entsprechenden Synths das Ende des Albums einleitet. Die Stimmung variiert zwischen dem verträumt-optimistischen "Shine" und den verträumt-melancholischen "Lost" oder erwähntem "Broadcast". Ein stimmungsvolles Album, das keiner besonderen Anstrengung beim Hören bedarf und somit Entspannung garantiert. Die einzelnen Elemente ergänzen sich meistens sehr gut und erzeugen eine dichte, lichtdurchflutete Atmosphäre, wobei die unvermeidlichen Schatten nicht unberücksichtigt bleiben. Wer Claire Voyant noch nicht kennt und beispielsweise eine Alternative zu Cocteau Twins sucht, ist hiermit gut beraten. Wer sie schon kennt, wird wissen was auf ihn zukommt und auf "Lustre" keine (negativen) Überraschungen erleben. Das ist auch mein Problem mit diesem Album: Es gibt keine Überraschungen. Sie haben sich sicherlich verbessert in dem, was sie tun, und man hört es auch, aber im Vergleich zu früheren Werken ist leider nicht viel Neues dabei herausgekommen.