Es ist doch erfreulich viel los in der schon totgesagten EBM/Electro Szene. In den letzten Monaten haben einige nahmhafte Vertreter eine sehr gelungene Rückkehr hingelegt. Mir fallen hier sofort Numb, Cubanate oder Individual Totem ein.

Fast noch spannender ist aus meiner Sicht allerdings, dass dieses Genre durch junge, aufstrebende Bands neues Leben eingehaucht bekommen hat. So haben mich etwa Imperial Black Unit, Youth Code oder Kris Baha mit völlig unterschiedlichen Ansätzen überzeugt. Auch Chrome Corpse aus den vereinigten Staaten kreieren ihren Sound aus den Zutaten, die schon in der Hochzeit der EBM in den Küchen prägender Bands zum Einsatz kamen. Das im wahrsten Sinne des Wortes junge Quartett liefert mit "Anything That Moves" nach einer Selbstveröffentlichung sein Debüt auf dem Label e-picenter.

Nach dem Opener setzt "Firing Rate" direkt mal den Ton. Ein schön treibender Song, der nach gut zwei Minuten, nochmal eine Schippe drauflegt - eingeleitet durch einen Shout der Freude, wie ihn Richard 23 nicht schöner ausstoßen könnte. Über dreizehn Songs liefern Sounds, Samples, Shouts was das erfahrene EBM Herz begehrt und dazu die kräftige Stimme des französischen Sängers Tony Hirnsturm, der auch mal deutsche Lyrics zum besten gibt. Ja, die vier Jungs halten sich grundsätzlich noch an die alten Rezepte und ja, ein paar mehr Tempowechsel, wie sie es bei "Silent Runners" umsetzen, wären schön gewesen, aber "Anything That Moves" ist frisch, hat einen schönen Bumms und macht mir wirklich Spaß!

Anspieltips neben dem genannten "Firing Rate" sind für mich "Durga" oder "Body Interface". Die zweite e-picenter Veröffentlichung (nach der wunderbaren "Splice" von No Sleep By The Machine) wird übrigens im Rahmen der achten common roots Party mit einem Liveauftritt von Chrome Corpse im Berliner Humbolthain gefeiert. Ich bin gespannt, ob die Live-Atmosphäre des Albums auch auf der Bühne richtig knallt.