Daß aus Irland nicht nur Folkmusik kommt, dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben. So fühlt sich die 2002 in Dublin gegründete Band Charlotte’s Shadow eben auch nicht jener Tradition verpflichtet, sondern nach eigenen Angaben dem Geist der frühen Gothic-Szene. Schon bald zog es die Band nach Deutschland, um nach Inspirationen im Berliner Underground zu suchen, später siedelten die Mitglieder nach Spanien über und im Jahre 2004 erschien das Debut-Album „Love And Hate – No Tears“ auf dem französischen Label Cynfeirdd. Mehrere Live-Auftritte folgten, u.a. im Vorprogramm von Clan of Xymox, auf dem Existence Festival mit Nosferatu und beim diesjährigen Wave-Gotik-Treffen, bevor schließlich im Juni 2006 der mir nun vorliegende Longplayer „Hush“ auf dem mexikanischen Label The Art Records veröffentlicht wurde. Der Geist der frühen Gothic-Szene, das kann man durchaus wörtlich nehmen, denn diese CD klingt gleich in mehrerer Hinsicht „retro“. Zum einen erinnert bereits die Produktion an alte Tape-Aufnahmen aus den 80ern - nun gut, das will ich einer Newcomerband nicht unbedingt anlasten - zum anderen bezieht man sich sehr auffällig auf die alten The Cure und The Sisters of Mercy. Im Prinzip auch nicht verwerflich, doch was J. Catalá (vocals, guitar, keyboard, programming) und A. Ávalos (bass) hier abliefern, kommt mir fast vor wie das Ergebnis einer nach durchzechter Nacht aufgenommenen Session von Robert Smith und Andrew Eldritch, welches beide im nüchternen Zustand umgehend in den Papierkorb befördert hätten. Ein zäher Soundbrei aus Keyboards und Gitarren dringt aus den Lautsprechern, gekrönt von Catalá’s weinerlichem Gesang. Verzweifelt sucht das Ohr eine Stelle, an der es sich festhalten kann und die Schreiberin dieser Zeilen sucht ebenso verzweifelt einen Titel, der es wert wäre, hervorgehoben zu werden. Beides Fehlanzeige, zu gleichförmig die Tracks, zu ideenlos das Songwriting. Selbst das von Silvia Bascunana gesungene „Cruces“, einer der beiden Bonustracks, kann durch die dumpfe Stimme, die gar nicht so recht zur Begleitung passen will, alles andere als überzeugen. Bleibt mir zum Schluß nur zu sagen, vielleicht etwas weniger abkupfern von alten Szene-Helden, dafür ein paar eigene Ideen und Nachhilfe im Gesang, dann könnten Charlotte’s Shadow und ich vielleicht noch Freunde werden.