Als Chandeen nach größerer Pause 2008 ein neues Album veröffentlichten, war die Resonanz durchweg positiv. Nun folgt das zweite Album nach neuer Chandeen-Zeitrechnung, wieder mit der zum letzten Album eingestiegenen Julia Beyer als Chandeens Stimme. Und erneut hat sich einiges getan beim Sound der für das Genre Heavenly Voices so wichtigen Band. Wenn Chandeen nicht schon seit 20 Jahren bestehen würden, könnte man behaupten, der Sound der Band wäre gereift. Das neue Album "Blood Red Skies" präsentiert sich geerdeter als sein Vorgänger, weniger verträumt, aber nicht minder melancholisch. Harald Löwy nennt als Einflüsse Brian Eno, Generation X von Douglas Coupland und den Film Donnie Darko. Daraus kann man sich keinen wirklichen Reim auf die Musik machen und ob diese Einflüsse wirklich herauszuhören sind, ist Ansichtssache. Doch letztendlich sind die Einflüsse unerheblich, das Ergebnis ist wichtig. Chandeen schaffen es trotz verändertem musikalischen Thema, wieder einmal, den Hörer für sich einzunehmen, mit schönen Melodien einzulullen und mit Julia Beyers Stimme zu verzaubern. Genau das, was man sich von einem Chandeen-Album wünscht. Schon der Eröffnungssong "Stars Can Frighten" klingt seltsam entrückt nach Südsee und anderen schwelgerischen Urlaubszielen. Trotzdem ist er für den Rest des Albums weder richtungs- noch einweisend, denn "Blood Red Skies" hat sehr viele Anleihen in 80ern, was vor allem an den Synthies und dem Schlagzeug liegt. Dass es aber auch anders geht, verdeutlicht der Titelsong. Dort wird es im Refrain sogar rockig, während die Strophen sphärisch dahingleiten. In "Air" zeigen Chandeen, dass sie für die richtige Stimmung (fast) keine Synthies benötigen. Hauptsächlich mit Klavier, Akustikgitarre und Schlagzeug bestritten, ist er einer der stärksten Songs auf dem Album. Das nachfolgende "Rabbit, Run" setzt sogar noch einen drauf und reduziert die Begleitung von Julia Beyers Stimme auf Klavier und ein paar Synthies. Für die melancholischen Momente empfiehlt sich "Citylights", für die richtig traurigen "The Longing". Chandeen wissen genau, an welchen Rädern sie drehen müssen. Sie haben zwar ein wenig die Elegie aufgegeben, bleiben aber der Schwermut treu.