Sehr fortschrittlich zeigt sich seit einigen Jahren die Deutsche Grammophon, indem Sie Originalaufnahmen unter Leitung des Großmeisters Herbert von Karajan ausgesuchten Klangschraubern zur Verfügung stellt, um von diesen daraus zeitgenössische E bis U Musik machen zu lassen. Matthias Arfmann machte vor einigen Jahren gekonnt den Anfang und versetzte den Hörer in eine Dub-Welt sondergleichen, ohne die Originale dabei aus dem Blick zu verlieren. Schwieriger wurde es beim zweiten Teil, bei dem Jini Tenor nur noch wenig zugängliche Kopfmusik erzeugte. Carl Craig und Moritz von Oswald haben sich mit Ravels Bolero und Bilder einer Ausstellung von Mussorgsky die Klischee-Werke schlechthin vorgenommen. Deshalb kann man umso mehr gespannt sein ob das vorliegende Werk eher schlüpfrige Audio-Erotik oder vielleicht doch mehr sperrige E-Elektronik an den Start bringt. Zuerst einmal ist festzustellen, dass die beiden Umgestalter sich die vorliegenden Tapes hergenommen und sich lediglich einzelne Elemente herausgepflückt haben, die sie in so genannten ‚Movements’ einsetzen ihr eigenes Verständnis von Musik zu transportieren. Auf jeden Fall kommt so eine interessante Mischung von Elektronik verschiedener Ausprägungen zustande. Während zunächst sphärisch ambiente Klanglandschaften gebildet werden, wandelt sich das Bild über die Kapitel hin zur cineastisch geprägten Darbietung und mündet dann schließlich dort wo man Carl Craig vermutet hätte, dem Detroid-Kontext. Während ‚Movement 1’ mit den allseits bekannten Bolero-Elementen vollkommen entspannt anmutet, setzen in ‚Movement 2’ Bläser Staccatos einen starken Gegenpol und machen das Nebenbeihören sehr schwierig. ‚Movement 3’ schafft es dann wieder auf die Chill-Out-Ebene zurückzufinden und erinnert mit eingestreuten Dub-Elementen an die guten Zeiten von The Orb. Spacig zeigt sich das nächste Movement mit Sci-Fi-Sounds und einer French Kiss angehauchten Bassline. Ein Zwischenspiel führt dann über zum House-Part des Albums der in ‚Movement 5’durch tiefe Bläser-Akzente deutlich in Richtung Filmmusik gelenkt wird. Oswald und Craig entscheiden sich für einen langsamen Abschluss; mit der schönste Part der Platte… Was bleibt ist ein gespaltener Eindruck des Gesamtwerkes: nicht streng genug ist die Musik um den Kunstkritikern gefallen zu können, nicht eingängig genug um die breite Masse zu begeistern. Insofern werden beide Gruppen ihre Ecken in Sound-Cosmos der beiden Musiker finden, andere Stellen aber gelangweilt oder genervt weiterskippen. Zugute halten muss man Craig und Oswald, dass sie es geschafft haben ein nicht all zu leicht vorhersehbares Werk zu erschaffen, das sich zwar dann evtl. gut verkauft hätte, aber bestimmt nicht dem kreativen Ruf des Duos beigetragen hätte.