Die Vögel zwitschern – die Sonne sagt leise Hallo. Harmonie wohin das Auge reicht. So könnte es sein – Könnte! Denn plötzlich verjagen Gitarrengranaten die Idylle. Die Vögel fliehen, die Sonne wird schwarz: Cannibal Corpse sind da. Wer kennt sie nicht – Songs wie „Hammer Smashed Face“ und „I Cum Blood“ fehlen auf keiner Splatter-Party und wurden wie im Fall von „I Will Kill You“ sogar schon bei DSDS geträllert. Brutale Cover mit vor Gewalt nur so strotzenden Texten landeten auf dem Index und bescherten der Band ein stetig wachsende Fangemeinde – und sogar einen Auftritt im Film "Ace Ventura – Ein tierischer Detektiv". Auch mit ihrem aktuellen Batzen „Evisceration Plague“ terrorisieren sie die Nerven gewaltig. Was im ersten Moment wie ein chaotischer Hassfetzen klingt, offenbart sich nach wenigen Minuten bereits als eine Extrem-Metal-Scheibe der Extraklasse. Es wird gehämmert und geballert, aber mit Sinn und Verstand. Höher, schneller, weiter ist nicht immer das Rezept und so offenbart sich gerade in der angenehmen Zurückhaltung mancher Augenblicke die Stärke der Band. Denn nur Gebolze wirkt schnell langweilig. Davon ist auf „Evisceration Plague “ keine Spur. Songs wie der Opener „Priest Of Sodom“, „To Decompose“ oder das grandiose „A Cauldron of Hate“ reißen Häuser ein, zaubern aber einen herrlich rhythmischen Groove aus den Boxen, dass der Nacken immer, und die Hüften manchmal in Bewegung geraten. Ich will gar nicht von tanzbar reden, denn eine gepflegte Sohle kann man mit diesem Wüstling nicht aufs Parkett legen, aber ein herzhaftes Tänzchen im Pit ist schon drin. Dank gebührt Drum-Maschine Paul Mazurkiewicz, der herrlich brutal, aber eben abwechslungsreich die Felle seiner Schießbude drischt. Aber auch der Mann ohne Hals, George „Corpsegrinder“ Fisher, grunzt wieder in Höchstform, ist aber dann und wann sogar mal verständlich. Wahnsinn – zum ersten Mal, versteh ich die Texte (zum Teil). Wann hat es das gegeben? Hatte Barack Obama Recht, als er von „Change“ sprach? Und meinte er eigentlich Cannibal Corpse? Für wen Kreator Mädchen-Metal ist, und Manowar eine lustige Blas-Kapelle, der ist bei „Evisceration Plague“ genau richtig - wütend, roh, und verspielt. Ein charmanter Dampfhammer, der den Kultstatus der Band gerecht wird und zeigt, wer die Death Metal-Fleischkeule schwingt.