Vier Jahre haben "Canaan" für die neue Veröffentlichung "The unsaid words" benötigt. Heutzutage eine sehr lange Zeit im sehr kurzlebigen Musikgeschäft, aber verständlich, wenn ich an das Vorgängeralbum "A calling to weakness" denke. Findet dieses noch immer seinen Weg in meinem CD Player und bisher ist beim Hören noch keine Langeweile aufgekommen. Für die Aufnahmen des neuen Werks ist man einen neuen Weg gegangen; so wurden zuerst die Grundstrukturen der Tracks aufgenommen. Danach durfte jedes Bandmitglied die Songs eigenständig bearbeiten und seinen wünschen entsprechend verändern. Die entstandenen Songpuzzles wurden in Zusammenarbeit von den Bandmitgliedern Mauro und Nico zu den Songs verarbeitet, die letzten Endes von Alessio Camagni im Noise Factory Studio gemixt wurden. Beim ersten Durchlauf der Platte konnte ich von diesem sehr eigenwilligen und vor allem zeitaufwendigen Songwriting nichts hören, denn der typische melancholische Sound von Canaan ist geblieben. Tatsächlich trügt der Schein. Die Vielschichtigkeit der Tracks tritt erst allmählich auf, wenn das Album mehrmalig gehört wird. Dann wurde mir bewusst, wie sehr die Musik mit den sehr melancholischen Texten aufeinander abgestimmt ist und wie gekonnt die verschiedenen Samples eingesetzt werden. Für die Vocals der zwei italienischen Tracks, war Gianni von der Band "Colloquio" zuständig. Zwar war mir der Sänger, wie auch die Band bis jetzt unbekannt, aber bei "The unsaid words" liefert er eine sehr gute Arbeit. Die Songs scheinen um seine Stimme geschrieben worden zu sein, somit sind die Arrangements so dezent, dass sie in den Vordergrund tritt. Die englischen Vocals sind von Mauro gesungen. Seine warme Stimme webt sich in die Songs ein, ohne den Anspruch zu erheben, sich in den Vordergrund heben zu wollen. Trotz seiner Zurückhaltung sind die Texte sehr hörenswert und Canaan hat trotz dem Titel des Albums einiges zu sagen. Es gelingt ihnen auf nahezu intime Weise in einer sehr bildhaften Sprache die sehr bedrückenden Gefühle zu beschreiben, wenn man alleine zurückbleibt und die Illusion eines gemeinsamen Lebens zu zweit aufgelöst wird. Aufgelockert wird das Album durch die instrumentalen Stücke, denn es gelingt ihnen, die düstere, melancholische Stimmung des Werks zu verdichten. Vor allem führt der erste Track den Hörer sanft in die dunklen Klanglandschaften von Canaan ein, die erst nach über 70 Minuten verlassen werden. Hört man "The unsaid words" direkt hinter "A calling to weakness" findet eine nahezu unbemerkbare Überleitung zwischen den zwei Alben statt. Bei genauem Hinhören fällt das aktuelle Album um einiges kühler aus, welche passend zu der blaugrauen Farbauswahl des Covers ist. Einen Sternabzug gibt es aber, da mich "The unsaid words" letzten Endes aber nicht überrascht hat. Das Album ist gegliedert, wie die vorhergehenden Alben von Canaan: eine Mischung zwischen instrumentalen und gesungenen Tracks, wobei zwei davon auf Italienisch sind. Zwar gelingt es den Mailändern, sich nicht selbst zu kopieren, sondern einfach immer wieder neue Elemente aufzubauen (wie z.B. der Männerchor), aber mit der fünften Veröffentlichung hätte ich von dieser Band einfach noch etwas mehr erwartet.