So ganz konnte mich die optische Neugestaltung von 'Dias Felizes' nicht überzeugen. Sicherlich, die Wiederveröffentlichung des zweiten Calva y Nada Albums war richtig und wichtig, doch das Originalcover hatte ich über die Jahre einfach zu lieb gewonnen, um mich an die professionellere Neugestaltung gewöhnen zu können. Ganz anders vorletzte Woche: in einem kleinen Packet landen sie endlich in meinem Briefkasten: die neuaufgelegten 'Monologe eines Baumes'. Meine Begeisterung kennt kaum eine Grenze. Schon mehr als 100000 mal zog die Sonne hier vorbei Was für ein Anfang – ich liebe dieses Album. Doch ich bin ehrlich: das Originalartwork.... naja, es war 90er und nicht wirklich schön. Aber jetzt wird den glücklichen 222 Besitzern dieser Neuauflage ein wunderschönes Cover auf einer wertigen Holzbox geboten. Anders als zum Beispiel Nocte Obductas 'Sequenzen einer Wanderung' wirkt dieses Holzkonstrukt stabil und langlebig. Die Bookletgestaltung mag ein klein wenig zu lieb sein für den düsteren Calva Sound, aber sie ist stimmig und mit Liebe gemacht. Daumen also voll nach oben für die Verpackung, es folgt noch eine kleine Kommentierung dieses großartigen Albums. Urbaneske Affen auf der Suche nach dem Fell Gründen Bananrepubliken Finden Plastik appetitlich Blut klebt an den Händen Und auch der Schwanz ist rotgefleckt 'Dias Felizes' ist ein fantastisches Album, doch das 1993 erschienene dritte Album 'Monologe eines Baumes' begeistert mich noch ein Stück mehr. Das liegt unter anderem an "Der Sturm", einem Kracher, an dem ich mich bis heute nicht satthören kann. Ein düster apokalyptische Track mit treibender Melodie, Breñals herben Vocals und einem Text zwischen markanten Motiven und kryptischem Inhalt. Unvergesslich. Aber das Album bot eine Fülle von starken und abwechslungsreichen Liedern: das fetzige "D.A.L.A.M", der abgründige "Totensaal", die perfekte Mischung aus Minimal und Epik bei "Was ist" oder das überdrehte "Profecia". Auf der Suche nach Gott einen Frosch gefunden Verspeist und für gut befunden Calva y Nada hatten 1993 ihren Sound perfektioniert. Wieder verbanden atmosphärische Zwischenstücke die eigentlichen Songs (auch wenn sie auf diesem Album deutlich melodiöser waren), wieder fand Breñal die richtigen Worte. Der eigenwillige Sound von "Schmerzenskrone", der Terror und Unwohlsein erzeugt, ohne platt zu klingen (im Vergleich zu vielen Hellectro Geisterfauch-Bassgeballer-Orgien). Die Fülle der starken Songs ist enorm, "Noch vor 1000 Jahren", "Der Feind" und schließlich (wie auch auf Dias Felizes) eine Neuauflage eines Songs vom Debutalbum "Habemus Papam" Die Hände erhoben zum falschen Ziel Verzweifelt um sich schlagend Der Feind sitzt in ihnen selbst Mit der schrillen "Calva Polka" frei nach Johann Strauss endet ein Werk, das alle Eigenschaften des Projektes perfekt beinhaltete: Es war schräg, es war eigenwillig, es war anstrengend und sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Doch für diejenigen, die Breñal erreichen konnte, ist es ein Werk für die Ewigkeit. Ein tolles Album also in einer tollen (neuen) Verpackung.