Eigentlich sind die sagenhaften Born For Bliss ja Geschichte. Eine Geschichte, an die man sich sehr gern erinnert, aber auch mit Wehmut. 1999 endete die recht kurze Aktivitä der niederländischen Gitarren-Wave-Formation um Frank Weyzig und Willem van Antwerpen, die sich erst 1994 formiert hatte, aufgrund von Management- und Labelproblemen. Dennoch sind die Niederländer nun wieder mit einer Veröffentlichung präsent. Wie das? Stimmen aus dem Jenseits? Könnte man so sagen. Drehen wir für ein paar Sätze das Rad der Zeit zurück: Zum Zeitpunkt ihrer Auflösung hatten Born For Bliss gerade erst die Arbeiten an ihrem neuen Album, “Between Living & Dreaming” abgeschlossen, doch das Presswerk sollte es nicht mehr erreichen. Das Material verschwand in Frank Weyzigs Archiv, bis es ihm, viele Jahre später, bei seinen Arbeiten für White Rose Transmission, wieder in die Hände fiel. Hier bot sie sich also nun, die zweite Chance. Mit echozone war bald ein starker Partner gefunden, der 2010 zum „Auferstehungsjahr“ für das Album „Between Living & Dreaming“ machen sollte. Ausstaffiert mit den damals elf ausgewählten Songs sowie rarem Bonus-Material, bringt es die dunkel schillernden Perlen einer musikalisch im Vergleich zu heute großartigen Zeit zurück, unüberhörbar geprägt von den Einflüssen aller Bandmitglieder: Frank Weyzig und Willem van Antwerpen spielten einst für Clan of Xymox, und Remco Helber, der kurze Zeit nach der Gründung das Trio komplettierte, war bereits für Dreamside und Love Like Blood musikalisch aktiv – großartige Bands allesamt, die sich mit ihrem Sound längst unvergesslich gemacht haben. „Between Living & Dreaming“ glänzt, wie sämtliche Vorgänger von Born For Bliss (wenngleich nur wenige an der Zahl), durch exzellentes Songwriting, durch großartige, detailverliebte Melodien, durchwoben von Romantik, Melancholie und Sehnsucht, und gleichzeitig voller Kraft und Eindringlichkeit. Sanft schwebende Synthieflächen, hauchzart wie der Wind, düster-rockige Gitarren, kräftige, rhythmusgebende Drums und Percussion sowie sparsam, aber gezielt eingesetzte moderne Samples charakterisieren den aufwendigen Sound der Niederländer, perfekt harmonierend mit Frank Weyzigs heller, manchmal etwas wehmütigen Stimme. Die elf Ursprungtitel präsentieren eine absolut erfrischende atmosphärische und lebendige Mischung aus schnellen, rockigen Titeln sowie langsamen, balladesken Stücken, welche allesamt, trotz Remastering, hörbar nicht im Hier und Jetzt aufgenommen wurden – ein echter Gewinn für die Stücke. „Between Living & Dreaming“ hat ohne Einschränkung das Zeug zu einem Klassiker in der Ahnengalerie der Großen, allen voran Stücke wie „Tony“, „Edge of Perfection“, „Empty Room“, „Any More“ und „Kindred Spirits“. Die bisher unveröffentlichten Stücke, als feiner Bonus dem Album hintenangestellt, sind das krönende Juwel dieses endlich gehobenen Schatzes. Neben der Demo-Version der Piano-Ballade „This love“, dem letzten Song, den Franz Weyzing überhaupt für Born For Bliss geschrieben hatte, leuchten auch „Ylene“, jener Song, der damals für Love Like Blood bestimmt war und auch veröffentlicht wurde, und das wunderschöne, herausragende „Dragon“ aus der frühen Xymox-Ära um die Wette –für einen kurzen Moment hat man das Gefühl, die Zeit wäre stehen geblieben. Diese Veröffentlichung wird nun endlich die Resonanz bekommen, die sie schon lange verdient hat! Denn sie ist einfach großartig!