Die Leser, die Musik etwa so ernst nehmen wie der Vatikan die Sache mit den Kondomen, der Ehe und dem ganzen anderen Schnickschnack, können sich die folgenden Minuten des Studierens dieses Reviews sparen und etwas anderes lesen gehen, Marx oder Tolstoi oder so. Alle aufgeschlossenen oder trotzdem neugierigen Mitmenschen darf ich dazu beglückwünschen, noch hier zu sein. Gestatten: Vier bekloppte Schweden mit Gespür für Melodie und Hang zum Wahnsinn, bei denen man es sich auch ganz gut vorstellen kann, dass sie sich zum Frühstück ganz gerne mal ein Stück ihrer eigenen Hirnmasse aufs Brot schmieren. Da irgendein grenzdebiler wie intelligenter Mensch die Herren sporadisch mal in ein Tonstudio lässt, beglücken uns die Bondage Fairies uns nach 'What you didn't know when you hired me' und 'Cheap Italian Wine' nun zu dritten mal mit einem Longplayer. Reden wir im folgenden mal weniger über Kultur als solche sondern über das, was man auch so nennen kann, wenn man denn möchte. Man nehme: Jede Menge richtige, echte Rock'n'Roll-Attitüde, einen 8-Bit-Midisynthesizer der Firma Korg, vier lustige Kopfbedeckungen, noch mehr LSD, die grenznervigste Stimme der Welt und sei positiv überrascht. Denn in der Hand der richtigen Protagonisten erhält man eine synthiepoppige, punkige Mischung, die in der Form ihres Gleichen sucht. Heraus sticht da zum einen das beeindruckende Gespür für simple wie wirksame Melodien, gekonnt trashig dargebracht mit ganzen 8 Bit auf einem klassischen Punkunterbau. Gepaart mit der quakigen Stimme des Herrn Elvis Creep kann der Wahn dann seinen fröhlichen Lauf nehmen, auch wenn diesmal mit doch deutlich mehr melancholischen Momenten als auf den Vorgänger Alben. Inhaltlich hat das Quartett Wichtiges, wenn auch Bekanntes zu verkünden: Hipster sind scheisse, Indie sowieso, wir sollten alle einen Klon haben, das Internet ist kompliziert, Frauen noch viel mehr und am allerwichtigsten: Hört endlich auf, euch alle zu ernst zu nehmen. Rock'n'Roll meets Midisynthesizer meets Generation Internet meets Pop-Punk ist wohl der treffenste Versuch einer Beschreibung, was die Bondage Fairies und ihr Werk denn da so sind. Das zeigen sie auf ihrem aktuellen Longplayer wieder sehr eindrucksvoll, wobei allerdings hier auch der einzige echte Wermutstropfen liegt: LP ist bei einer Spielzeit von nicht einmal 30 Minuten eine völlig maßlose Übertreibung, dafür bekommt man das Produkt aber auch zum schlanken EP-Preis. In dem Sinne: Mehr Mut zu Wahn, Wurst und Käse!