Rund fünf (!) Monate nach Veröffentlichung ist nun auch endlich der "Neuling" von Blutengel bei uns eingetroffen. Schade, aber nicht zu ändern und vor allem: besser spät als nie! Wenn auch die prunk- und liebevoll aufgemachte limited edition längst ausverkauft ist und inzwischen Sammlerpreise erzielen dürfte, ist das reguläre Mini-Album immer noch zu haben. Für diejenigen unter Euch, die noch nicht hineingehört haben, kann diese Rezension nach so langer Zeit vielleicht noch ein kleiner Anstoß dazu sein. Die extrem polarisierende Stellung, die Chris Pohl mit Blutengel seit jeher einnimmt, soll und muss an dieser Stelle allerdings nicht mehr diskutiert werden. Denn die Meinungen darüber, weshalb "The oxidising angel" Ende letzten Jahres derart schnell auf Platz 62 in die Media Control Album Charts einstieg, drifteten wieder einmal extrem auseinander. Anstatt unreflektiert über die Klischeehaftigkeit und den "Blutengelschen Pathos" zu nörgeln, sollte man diesen hart erarbeiteten Erfolg anerkennen, zeigt er doch, dass Chris Pohl und seine Kolleginnen zu ihrer Arbeit und ihrem Image stehen und konsequent diesen Weg weitergehen. Seit der Veröffentlichung des letzten Fulltime-Albums "Demon Kiss" hat sich bei den umtriebigen Berlinern wieder einmal das Besetzungs-Karussel gedreht: Sängerin Eva hat die Band verlassen (die Trennung erfolgte im Guten, näheres ist auf der Homepage von Blutengel nachzulesen!) und wurde inzwischen durch Ulrike (ehemals Say-Y) ersetzt. Mit von der Partie sind natürlich nach wie vor Constance Rudert und Sonja Semmler, die Blutengel bei den Live-Performances unterstützt. Dass Ulrike Goldmann ein Glücksgriff in Sachen gesanglicher Verstärkung für Blutengel ist, hört man auf "The oxidising angel" deutlich heraus. Wer die früheren Veröffentlichungen und Live-Auftritte von Blutengel kennt, weiß um die oftmals nicht zu überhörenden stimmlichen Schwächen von Constance und Eva. Der Blutengel-Sound ist jedoch in gewohnter Weise derselbe geblieben. Für das elf Tracks starke Mini-Album wurden einige neue Songs aufgenommen, darunter auch eine fabelhafte Cover-Version von "Cry little Sister", bekannt aus dem Soundtrack zu "The Lost Boys". Der Remake entfernt sich nicht wirklich weit vom Original, unterstreicht aber subtil die magische Anziehungskraft dieses großartigen Songs. Der für Blutengel ungemein typische und plakative Titeltrack "The oxidising angel" ist gleich dreimal auf dem Mini-Album zu finden, als Original-Version, Singel Edit sowie in einem krachigen, düsteren Remix von Control System. Zusätzlich wurden einige Titel des erfolgreichen Demon Kiss-Albums einer Frischzellen-Kur durch befreundete Business-Promis unterzogen: Während sich z.B. Lost Area für einen Remix von "Angels of the dark" entschieden, wird "Navigator" von Sara Noxx neu interpretiert - ihre Stimme sorgt hier einmal mehr für Gänsehaut! Sämtliche Remixes sind außerordentlich gelungen und runden das neue Songmaterial von Blutengel perfekt ab. Wer genau aufpasst und sich beim Anhören Zeit nimmt, wird sogar von einem hidden track überrascht! Für die Tanzflächen der Clubs ist auf "The oxidising angel" auf jeden Fall auch wieder eine Menge Stoff dabei! Großes Lob gibt es natürlich auch für das - wie immer - schön gestaltete Booklet, denn Blutengel lebt für seine Fans bekanntlich nicht nur durch das Gehörte, sondern in besonderem Maße auch durch die visuelle Präsentation. Einige Live-Auftritte sowie DJ-Sets der Band-Mitglieder sind bereits in Planung.