Wenn es darum geht, Fans glücklich zu machen, haben Blutengel ihre Flügel ganz weit ausgebreitet. Kein Jahr nach der Veröffentlichung der Doppel-CD „Schwarzes Eis“ legen Chris Pohl und seine Damen neues Material nach. „Soultaker“ haben sie die EP getauft, die zwar nur vier neue Songs enthält, dafür aber jede Menge Bonus-Material. Und zwar so viel, dass gleich zwei CDs daraus geworden sind. Genug also, um an den nicht enden wollenden, tristen, eiskalten Tagen eine wohlige düstere Stimmung zu aufkommen zu lassen. Während CD 1 neben den vier neuen Songs mit acht Remixes von der EP und der „Schwarzes Eis“-Veröffentlichung aufwartet, kommen bei CD 2 all jene auf ihre Kosten, die Blutengel schon länger nicht mehr live gesehen haben oder in Erinnerungen schwelgen wollen und sich das entsprechende Feeling gern nach Hause holen möchten. „Live in Berlin“ dokumentiert mit 13 Titeln das Konzert im K17 während der „Schwarzes Eis“-Tour. Die Spannung, die die Veröffentlichung von „Soultaker“ schon im Vorfeld begleitete, richtet sich aber natürlich erst einmal auf die neuen Songs, insbesondere den Titeltrack, gleichzeitig Opener der CD. Im moderaten Tempobereich angesiedelt, aber auf jeden Fall clubtauglich, hat „Soultaker“ alles, was ein klassischer, melancholischer Blutengel-Song braucht: eine eingängige Melodie, starke Refrainlastigkeit und ein schönes Duett bzw. neben Chris Pohls klarem Gesang die betörenden Stimmen seiner Diven. „Addicted to the night“ drückt im Anschluss ganz schön auf die Tube, ohne dabei jedoch an seinem romantischen Flair zu verlieren, da man ganz und gar nicht mit feinen Harmonien und dunklen, epischen Synthieflächen geizt. Ganz in apokalyptischem Schwermut schwelgt dann „World of ice“, um in „Why do even angels have to die?“ noch einmal wehmütig aufzubegehren. Die folgenden Mixes sind mit Ausnahme des etwas seltsam und wenig atmosphärisch geratenen Ashbury Heights City Nights Remix ebenfalls bestens gelungen. Vor allem die Klavier-Version von „Behind the mirror“ und der wahrhaft umwerfend hymnischen Princess of Ice-Remix von „The Princess“ gehören zum Besten, das die CD zu bieten hat. Nicht zu vergessen die wuchtige, gitarrenorientierte Version, die Lost Area aus „Soultaker“ gemacht hat, und den geradewegs auf die Clubs zielenden Mix von Pohls eigenem Seiten-Projekt Miss Construction. Vor dieser hervorragenden CD1 braucht sich die Live-Aufnahme aber nicht zu verstecken, denn sie ist aufgrund ihrer sehr guten Qualität mehr als nur ein Füllsel, sondern ein echter Mehrwert. „Live in Berlin“ macht eindrucksvoll deutlich, welchen musikalisch wie meist auch stimmlich absolut überzeugenden, begeisternden Auftritt Blutengel in Berlin absolviert haben. Hier reihte sich nicht nur Hit an Hit, dass es Band und Publikum sehr viel Spaß gemacht hat, ist deutlich hörbar. Längst haben nicht alle Live-CDs ihre Berechtigung – diese schon, denn sie klingt einfach richtig gut. Für den finalen optischen Genuss sorgt wie immer das Artwork – diesmal ein ansprechender Digipack, dem zwei aufwändig und sehr geschmackvoll bebilderte Booklets beiliegen. An den Beautypics möchte man sich so gar nicht satt sehen … „Soultaker“ ist für eine EP-Veröffentlichung wunderbar gelungen. Hier gibt es viel Musik für den Preis eines klassischen Fulltime-Albums. Und daran ist absolut nichts auszusetzen.