Da sich Chris Pohl derzeit verstärkt auf Terminal Choice konzentriert und Partnerin Constance Rudert erst vor wenigen Wochen mit dem ersten Album ihres Soloprojektes „Cinderella Effect“ für Aufsehen sorgte, ist für Blutengel in diesem Jahr kein neues Album mehr in Sicht. Nach der viel versprechenden EP "The oxidising angel" soll nun die brandneue Maxi "My saviour" die Zeit des Wartens verkürzen. "My saviour" ist erwartungsgemäß ein lupenreiner Blutengel-Song, ohne Ecken und Kanten, ohne Experimente und Überraschungen, und leider auch erschreckend emotionslos. Fast scheint es, als hätte Chris Pohl seinen Fundus an früheren Titeln durchstöbert und aus einzelnen Passagen kurzerhand einen neuen komponiert. Man ist geneigt zu suchen, auf welcher früheren CD dieser Song schon einmal veröffentlicht worden sein könnte. Überblickt man die Menge sämtlicher Blutengel-Releases, stellt sich die Frage, wann Chris Pohl die Kreativität in sprachlicher und musikalischer Hinsicht denn endlich ausgehen mag, da sich der inhaltliche Schwerpunkt seit Bestehen des Projektes nie geändert hat. Man hält unbeirrbar am Erfolgsrezept fest: Wieder einmal dreht sich alles um schmerzerfüllte Liebe, Verzweiflung und Geborgenheit, verpackt in eine melancholische, traurig-romantische Bildsprache. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Legten die Berliner mit "The oxidising angel" inhaltlich, musikalisch und visuell die Messlatte für das kommende Album recht hoch, fühlt man sich nach dem Anhören von "My saviour" ein wenig enttäuscht. Das können auch die recht unauffälligen Remixes von Cephalgy und Adam nicht wieder gutmachen, die dem Song zwar ein tanzflächentaugliches, differenziertes Soundgewand, jedoch keine eigenständige Identität verleihen. Mit "Verdammnis" offenbart sich jedoch ein kleiner Lichtblick auf der Maxi: Der von Ulrike Goldmann in deutscher Sprache verfasste Titel wartet mit einem stimmigen Duettgesang und etwas mehr Bombast auf. Zusammen mit dem dritten neuen Song "In Winter", ein langsames, stimmungsvolles und balladeskes Stück mit Cembalo-Klängen und orchestralen Elementen, das unweigerlich zum tiefschwarzen Tänzchen auffordert, vermag er diese Veröffentlichung gerade noch zu retten. Es wird spannend, inwieweit Blutengel beim kommenden Album verstärkt auf Kreativität und kleinere Experimente setzen, oder aber bereits Bekanntes neu aufgießen. Der beachtliche Erfolg gibt ihnen das Recht, den zu Beginn eingeschlagenen Weg konsequent weiterzugehen, inwieweit sich das Projekt damit jedoch langsam auch selbst verzehrt, ist fraglich.