Amsel, Drossel, Fink und Star – sie alle weigern sich zu fliegen, wenn sie traurig sind. So jedenfalls könnte man den ungewöhnlichen Namen des griechischen Trios Blue Birds Refuse To Fly interpretieren, das mit „Xenomorph Angel“ bereits seine dritte Veröffentlichung nach „Give Me The Wings“ (1998) und „Anapteroma“ (2004) in die Welt hinausschickt. War die Formation 1998 noch ein Solo-Projekt des Ex-Wasteland Keyboarders Kyriakos P., stieß bald darauf George P. (ebenfalls Ex-Wasteland) hinzu und mit einem Vertrag bei dem italienischen Label Decadance Records im Rücken und George Dedes (Illusion Fades) am Mikro konnte 2004 „Anapteroma“ veröffentlicht werden, das jedoch über den Status eines Geheimtips nie so recht hinauskam. Für „Xenomorph Angel“ nahm man dagegen ein weibliches Küken in's Nest, Eva K., deren Gesang inzwischen sämtliche Titel bestimmt und die gleichzeitig für die meisten Lyrics verantwortlich zeichnet. Was erwartet den Hörer nun auf der neuen Scheibe aus dem Lande Homers? Synthiepop in den verschiedensten Ausprägungen, so könnte man die Musik von Blue Birds Refuse To Fly kurz zusammenfassen. Während der Opener „Crashed“ sanft mit einem schwermütigen Unterton in's Ohr gleitet, wird beim folgenden „Morning Star, „Xenomorph Angel“ und „Burning“ das Tempo angezogen und deutlich auf die Tanzfläche geschielt. Eigentlich gar nicht verkehrt, trotzdem verpufft die Wirkung dieser und weiterer Tracks am austauschbaren Songwriting, das mitunter stark an den Sound (zu) oft gehörter, bekannterer Future- und Synthpop-Formationen erinnert. Dabei sind eigene Ideen durchaus vorhanden. „Want You There For Me“ ist so ein Beispiel. Hier erscheint plötzlich ein akkordeonähnlicher Klang im Hintergrund und verleiht dem Stück eine eigene Note. Ebenso „h.e.a.t“, wo an den C64 erinnernde Geräusche einen mitreißenden, beatgeprägten Titel einleiten, bei dem Eva K.'s Vocals leicht verzerrt wurden. Apropos Eva K., ihre Stimme muß auf jeden Fall positiv erwähnt werden und sie ist es auch, die so manche Nummer gerade noch aus der Mittelmäßigkeit rettet und sich bisweilen ungewöhnlich wandelbar zeigt, von weich und erwachsen v.a. bei dem melancholischen „Elegy“ im Duett mit George P., bis zu kindlich-piepsig bei „Das Märchen“. Ja - Ihr habt richtig gelesen - neben der letzten Stophe von „Lovewar“ findet sich tatsächlich ein ganzer deutschsprachiger Titel zwischen den 11 englischen Songs. Dieser wird von Eva so naiv intoniert, daß ich ihr trotz der grauenhaften Aussprache und des beinahe schon als sinnfrei zu bezeichnenden Textes nicht ernsthaft böse sein kann. Na ja, ein paar Deutschstunden mehr würde ich ihr trotzdem an's Herz legen... Nach mehreren Hördurchgängen stellt sich mir jetzt die Frage, wie eine Band zu bewerten ist, deren Potential leider nur rudimentär zwischen all den irgendwie bekannt scheinenden Sounds durchschimmert. Handwerklich und gesanglich gibt’s nichts auszusetzen, doch es fehlt der charakteristische Ausdruck und dieses Manko ist es, das letztendlich den Flug der Vögel in höhere Punktzahlen verhindert.