Die Band Blind Passengers muss an dieser Stelle hoffentlich nicht mehr vorgestellt werden. Gehört sie doch zweifellos zu den besten und zu Recht auch zu erfolgreichsten Synth-Pop Bands aus Deutschland. Nach der Trennung waren die beiden Protagonisten und Sänger der Band weiter musikalisch aktiv. Rayner Schirner allerdings bewusst eher im Hintergrund, zuletzt hat er sich auch bei Lola Angst von der Bühne verabschiedet. Nik Page hingegen hat sich ordentlich ausgetobt, solo eher rockig und unterstützt von seiner Sacrifight Army, elektronisch bei Cromax International oder in Richtung Klassik und mit Sängerin bei Songs Of Lemuria. Jetzt war es aus seiner Sicht aber mal wieder Zeit für ein reines Synth-Pop Album und da „The Glamour Of Darkness“ zu den von mir am häufigsten gehörten Alben dieses Genres zählt, war ich schon sehr gespannt, als ich von der Wiederbelebung der Band hörte. Leider konnte Rayner Schirner nicht überzeugt werden und daher geht das Nik Page die Sache jetzt ohne seinen alten Kollegen und mit einem „s“ weniger an. Mit der Vorab-Single „Don´t Drag Me Down“ wird dem gemeinen Synth-Pop Freund der Einstieg sehr leicht gemacht. Unterstützung kommt von Joke Jay, dessen Vergangenheit bei And One hier deutlich (und positiv) zum Vorschein kommt. Ein elektronischer Ohrwurm, der wirklich gelungen ist und vermuten lässt, dass die beiden Depeche Mode schon noch sehr gerne hören. Wie schon mehrfach seit der Trennung der BPs arbeitet Nik Page wieder mit einer Reihe von Gastmusikern zusammen. Und so zaubert er auf seinem neuen Album zum Beispiel Gary Wagner von Dance Or Die aus dem Hut, um den Song „Fight“ neu aufzunehmen. Schön dessen Stimme mal wieder zu hören. Leider gibt es eine ganze Reihe solcher Neuinterpretationen von Songs, die unter dem Nik Page Banner schon bekannt sind. Was in der Häufung störend ist. Bei „Neverland“ klappt die Mutation gut, wie auch beim angesprochenen „Fight“ mit seinem kraftvollen Refrain. „Sincity“ hingegen ist eher schwach und konterkariert meiner Ansicht nach die Aussage von Nik Page, dass es eine klare Trennung zwischen BP und seinen eher rockigen Solonummern gibt. Das gelungene „Riding On My Rocking Horse“ und die Überraschung am Ende der Promo („Monkey Acid Overdrive“) finden sich wiederum auch auf dem Cromax International Album, auf das auch „Electrocop“ gut passen würde. Und wenn ich schon angefangen habe zu nörgeln – bei der 2010 Version von „Small Town Night“ fehlt gerade im Refrain der Gesang von Rayner Schirner deutlich. Komplettiert wird diese CD von zwei „Interludes“, wobei das knackige „Last Call For Planet Earth“ zu den Album-Highlights gehört. „Next Flight…“ ist ein Synth-Pop Album mit vielen Merkmalen der ursprünglichen BPs an Bord. Härtere Sequenzen („Alien“) oder mal eine Ballade („Heart Of The Sun“). Soll heißen, dass es schon mal richtig knallen kann, Gitarren zu finden sind und es trotz der Rückbesinnung von Nik Page keinen Synth-Pop von der Stange gibt. Eine zur Hälfte gelungene CD, die in ihren besten Momenten einen Großteil der Neuveröffentlichungen des Genres in den Schatten stellt und ein paar tolle Songs zu bieten hat. Aber leider nicht der große Wurf, den ich mir im ersten Moment erhofft habe. Dafür gibt es einfach zu wenig neue Songs zu hören und die Qualität des Openers wird im Laufe des Albums nicht mehr ganz erreicht. Vielleicht liegt es aber auch an meinen sehr hohen Erwartungen. Eine EP mit den neuen Stücken hätte eine etwas bessere Wertung verdient, so sorgen die vielen Neuinterpretationen für einen faden Beigeschmack. Demnächst geht es auf Tour mit noch mehr Klassikern der Blind Passengers im Gepäck.