Mit ihrem inzwischen dritten Album "Heartland Sound Formation" sorgen die Blind Effects aus Weissenfels für den vorläufigen Höhepunkt in ihrer achtjährigen Bandgeschichte, in deren Verlauf man sogar schon keinen geringeren Act als die Pitchies vor heimischen Publikum supporten durfte. Tatsächlich verwundert das bei Genuss der akustischen Kost auch nicht weiter, bekommt man doch kein genretypisches Fast-Food, sondern eine wirklich opulente, wohlschmeckende Mahlzeit auf die Ohren.

Solide harte Elektronik mit dem gewissen Etwas hat man sich auf die Fahnen geschrieben und zur Ergänzung ihres Sounds hat man mit Gitarrist Stephan folgerichtig für Verstärkung und Veränderung gesorgt. Gitarrensounds sind für mich immer so ein bißchen die Sahne auf dem Eis und - tatsächlich - auch auf "Heartland Sound Formation" wird erneut deutlich, wie sehr diese Klangfarben Songs bereichern können. "Weapons In Paradise" und "Divide" eröffnen das Album stilgerecht und dürften beide ein Garant für volle Tanzflächen sein. Mit "Assholes Like Me" wird es fast kuschelig ruhig, wobei der Titel eigentlich das Gegenteil vermuten liesse. Hier spielen die Blind Effects ihr grosses Gespür für tolles Songwriting voll aus. Doch bevor das hier in Kuschelrock ausartet werden mit "Bitch" und "Painkiller" wieder härtere Geschütze aufgefahren. Die Gitarre bereichert die Songs tatsächlich ungemein. Auch die nahezu unverzerrten Vocals von Andreas wissen zu überzeugen. "(I Am) Your Violence" erinnert mich im Intro sehr an die frühen A Spell Inside und Behind The Scenes und kann im weiteren Verlauf auch durch einen wunderbaren Refrain voll überzeugen. "(Only One) Possibility" erinnert in den ersten Takten sehr an Suicide Commando und Co. "Salty Rain" ist wieder ein atmosphärischerer Track, der trotzdem treibend nach vorne geht. Das deutsche "Time" mit den Gastvocals von Ini W. ist ein weiterer Hinhörer. Sehr genial, die Stimme dürfte man gerne auch noch öfter hören. "EinSchlag" ist ein zum Songinhalt passender aggressiver, treibender Track und beschliesst das eigentliche Album auf passende Weise.

Bei den gelungenen Remixen ist aber auch noch ein weiteres Highlight auszumachen: Der Kontrapunkt zu "Assholes Like Me" bildet der mehr als gelungene Remix von A.Friend "Assholes Like You" in der Ini W. nicht nur den gesanglichen Gegenpart übernimmt. Diese Stimme hat was. Anspieltipps wären "Weapons In Paradise", "Painkiller", "(I Am) Your Violence", "Time" und "Assholes Like You", wobei das ganze Album sehr gelungen und kurzweilig ist. Die Jungs von Blind Effects haben es sehr gut verstanden mit einem ambitionierten und kreativen Songwriting einen eigenständigen Stil zu entwickeln, der für die nötige Eigenständigkeit sorgt. Auch wenn das Rad nicht neu erfunden wurde, so stellt sich beim Hören doch der gewisse Aha!-Effekt ein, der einen Act aus der Masse heraushebt.

Aller guten Dinge sind drei. So steht zu hoffen, dass wir von dieser Formation noch mehr hören dürfen. Gut gemacht und für Harsh/Dark/Aggro Electro Fans die auch gerne mal eine Gitarre hören, sicherlich eine Entdeckung wert.