„11000 Virgins“ - ein ungewöhnlicher Titel, den sich das belgische Duo Black Wedding für sein Debutalbum ausgesucht hat. Bei geschichtsbewanderten Kölnern dürfte es jedoch sofort Klick machen. Richtig – 11000 Jungfrauen begleiteten gemäß der „Legenda aurea“ des Jacobus de Voragine im 4. Jahrhundert die Heilige Ursula auf dem Weg zu ihrem Bräutigam als die Reisegesellschaft vor den Toren Kölns von den Hunnen niedergemetzelt wurde. Als Märtyrerin verehrt, stieg Ursula bald zu Stadtpatronin Kölns auf und nach wie vor zieren zu Ehren der 11000 Jungfrauen 11 Flämmchen (oder Tränen) das Wappen der Stadt. Im 12. Jahrhundert, just als angeblich die Gebeine der Märtyrerinnen gefunden und als Reliquien verehrt wurden (in Wirklichkeit waren es Überreste eines römischen Gräberfeldes), nahm sich die berühmte Mystikerin Hildegard von Bingen (1078-1179) der Legende in ihrem musikalischen Werk „Symphonia armonie celestium revelationum“ an, welches nun von Black Wedding-Mastermind Lous Zachert und Sopranistin Francisca Vanherle neu interpretiert vorliegt. Und noch immer werden die Lieder dank der wundervollen, an Gregorianik erinnernden Gesangslinien Francisca Vanherles vom Hauch des europäischen Hochmittelalters umweht. Im Gegensatz dazu fügt Zachert dem Ganzen durch die Verwendung von Saiteninstrumenten wie Gitarre, Oud oder Dulcimer und altertümlichem Schlagwerk, wie z.B. der arabischen Rigg, einen orientalischen Aspekt hinzu. Eine Mischung, die den Hörer unwillkürlich Richtung Byzanz führt. Aber auch den 900 Jahren musikalischer Entwicklung, die zwischen beiden Fassungen liegen, wird Tribut gezollt und zwar mit modernen Synthesizern, welche den Liederzyklus behutsam in die Jetztzeit versetzen. So finden sich neben melancholisch-ruhigen Stücken wie dem sakralen „Et Ideo Puelle“ oder dem fast nur von Francisca's Stimme getragenen, meditativen „Aer Enim Volat“ immer wieder energetische Tracks, bei denen der Schwerpunkt auf elektronischen Beats liegt. „Rubor Sanguinis“ oder das abschließende „Sed Diabolus“ seien hier als Beispiel herausgegriffen, wo die Vocals vom knackigen Rhytmusgerüst keineswegs überrollt, sondern deren klare Schlichtheit eher betont wird. Alles in allem kann man dem Wahl-Belgier Louis Zachert und seiner „Muse“ Francisca Vanherle zu ihrer Premiere gratulieren. Nahezu perfekt verschmelzen mittelalterliche Melodien mit gegenwärtigen Klangbildern. Was leider fehlt ist ein kleiner, experimenteller Hit, der im Ohr haften bleibt. Doch was nicht ist, kann noch werden, schließlich ist Herr Zachert lt. seiner Myspace-Seite „für (fast) alle Schweinereien zu haben“...