David Thrussel ist bekannt für seine in Musik gegossene Gesellschafts- und Konsumkritik. Und dass er seine Veröffentlichungen gerne mit abstrusen Geschichten würzt. Vielmehr hoffe ich seit Neuestem, dass diese auch abstrus sind (Wenn nicht möge ihn doch bitte der Blitz treffen). Denn nach den Verschwörungstheorien im Umfeld des letzten Black Lung Albums geht der Veganer mit seinem neuen Album „The Soul Consumer“ einmal mehr einen Schritt weiter. Und das schon beim Cover. Was auf den ersten Blick wie ein Gemälde aussieht, ist auf dem zweiten Blick ein Foto von Fleisch. Laut dem Booklet-Text wurde das ganze Album während einer Fleischdiät aufgenommen. Also nicht kein Fleisch, sondern nur Fleisch. Effektvollerweise Menschenfleisch. Was die Songtitel in einem anderen Licht erscheinen lässt. Das verbuchen wir dann mal unter Kunst. „The Soul Consumer“ habe ich sehr oft gehört und im Laufe der Zeit hat sich im meinem Kopf zur Musik doch immer mehr ein Splatter-Film in der Ästhetik der amerikanischen TV-Serie Dexter entwickelt. Was durch das Fehlen von Gesang oder Sprachsamples erleichtert wurde. Los geht die grauenvolle Nacht in einer verrauchten Bar. Während der gesichtslose Mörder sich seinem Opfer nähert, erklingt von der Bühne Industrial-Swing („The First Tender Cut“ und der Titeltrack). Dabei rahmen zwei Herren im Anzug und mit Bass und Percussions einen Knöpfe drehenden David Thrussel ein. Der Täter überzeugt sein Opfer zu einem Ortswechsel und „Sapphic Trysts…“ (klingt schon fast nach EBM und erinnert entfernt an den Empirion Mix von „Firestarter“) begleitet die rasante Taxifahrt durch die Stadt. Es folgen Drogen und Tanz in einem Kellerclub, in dem Stroboblitze zu „Mr. Love Teeth“ (Power Electronics) den Nebel durchschneiden. Was den Täter an sein eigentliches Ziel erinnert und so zieht er sich bei „Nights Spent…“ zurück um das Unfassbare vorzubereiten. Die einsetzenden Noise-Elemente im zweiten Teil des Albums passen jetzt hervorragend. Spätestens bei „Curdled On Waxen Floors“ liegt das Opfer dann in seinem geronnen Blut in einem gekachelten Raum eines abgelegenen Gebäudes. Nun, das verschmitze, an ein Bond-Theme erinnernde „Moontide and Muzak” würde eine Küchenszene angemessen untermalen, aber hier möchte ich aus meinem imaginären Film aussteigen. Dabei muss ich aber noch erwähnen, dass mich „The Ebullient Memorial“ ein wenig an Filmmusik aus der Schwarz-Weiß-Ära des Kinos erinnert und den Hörer (Zuschauer) angemessen in seinem (abklingenden) Entsetzen begleitet. Auf David Thrussel ist einfach Verlass. Mittlerweile ist es egal ob bei Snog oder Black Lung. Als Hörer weiß man nie was einen erwartet, man wird immer wieder überrascht und dabei schafft es der Australier erstaunlicherweise die Qualität hochzuhalten. Zumindest was die Musik angeht. Thematisch setze ich darauf, dass hier jemand die Grenzen auslotet um den Hörer zu provozieren. Das wenig appetitliche Thema wird überaus schmackhaft serviert. „The Soul Consumer“ ist ein treibendes, mitreißendes und überraschend tanzbares Album ohne große Ausfälle.