Das Mantus-Seitenprojekt Black Heaven, das Mantus selber überlebt hat, geht mit dem Album „Kunstwerk“ in die fünfte Releaserunde (wenn man auch EPs hinzurechnet). Mit „Kunstwerk“ ist nun nicht eine eingebildete Selbsteinschätzung des eigenen Schaffens gemeint. Vielmehr war ein auf der CD enthaltenes Lied Namensgeber und der Titel soll grob für die Kreativität des Menschen stehen (Alle Menschen erschaffen in ihren Köpfen eine eigene Realität die ganz individuell als Kunstwerk zu bezeichnen ist).

Das Coverartwork zeigt eine Dame im Eva-Kostüm mitsamt Libellenflügeln und Tribaltattoo – etwas kitschig aber nett gemacht (wobei ich mich Frage, was die Dame mit den toten Fliegen auf der Rückseite zu tun habe könnte). Musikalisch geht das ganze am ehesten in die Richtung Elektro, wobei die Instrumentierung und Stimmung auch ab und an nach Darkwave und GothRock klingen. Den durchweg deutschen Gesang bestreitet Martin Schindler nahezu im Alleingang, wobei er sich bei vier Songs Unterstützung von zwei verschiedenen Gastsängerinnen geholt hat (wobei Schwester Tina natürlich auch mit von der Partie ist). Gut, rudimentäres Grundwissen und ein freier Kopf sind geschaffen und los kann die Reise gehen : „Schwarzes Loch“ ist der erste Track und gleichzeitig auch das Highlight auf der CD ! Die wunderschöne Keyboardmelodie, die durch den gesamten Titel führt, klingt so beruhigend und sanft und der Hörer erahnt noch nicht, daß die restliche Instrumentierung entgegengesetzt wirken wird. Der einsetzende Gesang ist klar und unverzerrt, alles scheint ruhig dahinzufließen. Doch durch die einsetzenden Bässe wird der Hörer schnell wieder aus der besinnlichen Atmosphäre gerissen und spätestens bei den im Refrain einsetzenden Gitarrenriffs kann von einer gewissen Härte gesprochen werden. Vier Minuten dauert das Lied und so könnte es gerne weitergehen, denn die Bässe sind abwechslungsreich programmiert, alles ist spannend und stimmig aufgebaut und der Text durchaus gelungen (wobei ich noch nie ein Faible für „jetzt-müssen-wir-nachdenklich-klingen“ Texte hatte). Anspieltip Nummer 1. „Babylon“ ist Lied Nummer zwei auf der CD und enttäuscht mich sofort dank des platten Uffta-Standart Bass.

Wieder ist die Hintergrundmelodie sehr schön und auch der Refrain könnte überzeugen, aber ich schaffe es nicht, mich darauf zu konzentrieren. Ewig monotones Gewummer, zu laut reingemischt um nur im Hintergrund einen Rahmen zu spannen – sehr schade. Deswegen gleich Anspieltip Nummer 2, denn jeder hat eine eigene Meinung zu solcher Instrumentierung und sollte einen Versuch wagen. Der nächste Song führt „Durch leere Strassen“, ein ruhiger waviger Song mit sehr schönem Text (recht plakativ aber politisch stimmig) und stimmigen Refrain. „Kein zurück“ hat wieder einen monotonen Bass und typische Electroelemente aus dem Baukasten, plätschert uninspiriert dahin und ist ein kleiner Tiefpunkt in der Vocal-Darstellung : Die Dame, die den Refrain trällert kann man noch als „farblos aber ok“ bezeichnen, aber bei den Gesangslinien von Martin Schindler schleichen sich immer mal wieder Höhen/Längen ein, mit denen er eindeutig zu kämpfen hat. „Dieser Weg“ ist wieder ein sehr gelungener Song und ich frage mich, warum Black Heaven bei ruhigeren Liedern so viel inspirierter und abwechslungsreicher klingen als bei den schnellen Elektro-Sachen (die wirklich 08/15 Melodien bereithalten). Eigentlich schade, aber umsomehr heben sich gerade diese ruhigen Töne positiv ab.

Bei „Zweite Sonne“ und dem Titeltrack „Kunstwerk“ werden wieder die immergleiche Bässe eingesetzt. Dabei ist es doch nicht schwer, Sounds etwas zu verfremden und ein/zwei Breaks oder extra Schläge einzufügen. Aber hier werden die Melodien dadurch zu einem Brei vermischt, der am Hörer vorbeigleitet, ohne sich wirklich festsetzen zu können. Und wieder kommen die gesanglichen Schwächen etwas zum Tragen (Refrain von „Kunstwerk“). Der Anfang von „Zentrum“ läßt mich zusammenzucken, denn das klingt nach LoveParade mit E-Gitarren. Aber mit der Zeit kann der Track durchaus überzeugen, vor allem, weil er sich durch den verstärkten Gitarreneinsatz etwas von den Vorgängersongs absetzt. „Aus Gold“ sind die Tränen der obligatorischen Ballade, die in der ersten Hälfte ganz typisch nur aus Gesang und Pianobegleitung besteht und später noch etwas Rythmusarbeit erfährt. Nett aber unspannend und textlich zu platt. Die „Gebete an Gott“ werden in Mid-Tempo gehalten, Melodie und Bässe können überzeugen, leichter E-Gitarren Einsatz und nette Texte machen das Ganze zu einem der gelungeren Songs der CD.

„Tansania“ handelt vom Leid der Menschen (ratet mal wo), Missstände in der Politik und der Schreckenswort Globalisierung. Die Melodie ist passenderweise melancholisch und eindringlich, der erhobene Zeigefinger wird hier geschwenkt wie nichts Gutes und im Refrain sagt ein kleines Kind dann auch noch etwas schräg den Landesnamen : Nichts gegen politisches Wachrütteln und Ambitionen zur Verbesserung der globalen Missstände, aber dieser Song ist so dermaßen platt und vorhersehbar. Und mit Reim-dich-oder-ich-fress-dich Texten kann man da echt nicht Wunder wirken, auch wenn's schön wäre. „Ein Dämon“ bleibt positiv im Gedächnis und „Aus der Stille“ schafft es als letzter richtiger Track noch einmal etwas Begeisterung bei mir zu erzeugen, denn er gehört zwar zu den schnelleren Songs der CD, hat aber etwas mehr Abwechslungsreichtum in der Rythmussektion, einen sehr guten Refrain und einen Text, der fast vergessen läßt, wie amateurhaft die „Tansania“-Lyriks waren. Mein letzter Anspieltip ! Ein „Epilog“ verdeutlicht es : das Ende der CD wird mit Pomp und Gloria bestitten. Das passt zwar nicht wirklich zum Rest des Geschehens, aber ist ganz nett und nach eineinhalb Minuten rum.

Und damit endet das Kunstwerk (außer man ist im Besitz der Digi-Version des Albums, denn dann erwartet einen noch eine CD mit 6 Remixen und einem Bonussong „Jemand“). Alles in allem muß man eher von Standardkost sprechen, denn alles klingt recht hübsch aber auch aalglatt und unspannend. Die Texte wollen meist nachdenklich stimmen, klingen aber häufig gestelzt und nach Zwangsreimen. Man muß aber auch sagen, daß man bei deutschen Texten immer Gefahr läuft, aufgesetzt zu klingen und so ist das (bis auf „Tansania“) doch nur ein kleinerer Kritikpunkt. Weitaus ärgerlicher ist die Baukastenmethode, nach der einige Tracks wirklich klingen. Selbst beim ersten Durchlauf kann man die meisten Breaks und Wendungen vorhersagen und ganz viele Basslinien hat man genau so bereits in vielen anderen Liedern gehört (Gibt es da eine Soundpool-Datenbank im Netz, von der ich nichts weiß ?).

Schön ist die Grundatmosphäre auf gesamter Länge der CD, die immer zwischen verträumt, nachdenklich und aggressiv schwankt und dewegen gibt vier Punkte und eine dringende Empfehlung, vor dem Kauf reinzuhören und sich zu fragen, ob man so eine CD nicht bereits oft genug im Regal stehen hat.