Wenn Björk ein neues Album auf den Markt wirft, entsteht regelmäßig die Frage wie es denn grundlegend ausgestaltet ist, welche Zielgruppe es erreicht und ob es generell gefällt. Von unzugänglich über sperrig bis bezirzend schön war schon alles dabei. Auch ‚Biophilia’ macht da keine Ausnahme und wird konträre Meinungen schüren, ob denn die Prinzessin königlich performt oder ungemütlich eine lange Nacht auf einer isländischen Erbse verbracht hat um dann unausgeschlafene Ton-Türme in den Himmel zu bauen. Mit App-Konzept, Ausstellung, Vorab-Live-Präsentation etc. ist bereits eine große Maschinerie angelaufen bevor das Werk der breiten Öffentlichkeit offenbart wird. Von den groovenden Nellee-Hooper-produzierten Songs der Anfangstage hat sich die isländische Königin des verschrobenen Indie-Pop endgültg verabschiedet, allerdings muss man zugestehen, dass ‚Biophilia’ um Längen zugänglicher ist als das, was man so auf den letzten Alben gehört hat und ‚Thunderbolt’ überrascht sogar mit einem stellenweise relaxt dahin fließenden Beat zu dominanten aber warmen Elektrosounds. ‚Cristalline’ schafft es dann sogar, von einem Funksörung-inspierierten ersten Teil in der letzten Minute zu einem sich überschlagenden Drum’n’Bass-Beat zu mutieren, der an gute alte Zeiten erinnert. Mehr solcher Songs hätten der Platte gut getan, denn nun schließen sich viele sphärische Songs an, die bedingt überzeugen und der experimentellen Björk der letzten Jahre huldigen. Lediglich ‚Virus’ als süß säuselnde Ballade mit viel Background-Geklimper’ und ‚Mutual Core’ mit punktuell eingesetzten Elektro-Beat-Scapes stechen noch positiv hervor. Für mich ist ‚Biophilia’ eher eine EP mit dem folgenden Tracklisting geworden: 1. Thunderbolt’ 2. Cristalline 3. Virus 4. Mutual Core Der Rest ist ok, aber ok ist manchmal eben nicht genug.