Es geht uns in den Zeiten der Pandemie doch ähnlich: Wir sind recht viel zu Hause und da beginnen viele irgendwann, auch mal den Dachboden, den Keller und die Abstellkammer zu sichten, eventuelle Schätze zu entdecken und Ramsch über Bord zu werfen. So auch beim Medienkonverter geschehen. Ich sagte einmal zu laut "Ach, ich habe grad keine Alben, über die ich schreiben könnte" und stehe nun vor einem Berg von circa 58 Alben und Eps aus ungefähr 12 Jahren, die sich im Fundus angesammelt haben. Es werden sicherlich keine 58 Kritiken, aber der ein oder andere Text kommt wohl dabei herum. Mal sehen, ob sich auch Schätze fanden.

Und hier ist ein solcher Schatz. Und wie es sich für Schätze gehört, lag er nun einige Zeit begraben, denn immerhin sechs Jahre liegt die Veröffentlichung zurück. Auch sind Schätze ja selten und 'Theu Anagnosis' erschien damals auf dem polnischen Label Zoharum in limitierter Auflage. Und Schätze zeugen oft von untergegangenen Kulturen und es hat den Anschein, dass Bisclaveret nicht mehr existieren – zumindest ist die Page down und ich fand nicht wirklich Lebenszeichen. Doch Freunde von Klängen zwischen Ambient und Neo Klassik mit folkloristischen Anteilen, die Geduld mitbringen, werden mit einem erstaunlich angenhemen Klangkosmos belohnt, der 40 Minuten zu verzaubern weiß. Die mitglieferten Texte zeugen wie der Albumname selbst von einem starken Bezug zur Spiritualität, sie sind düsterer und kritischer gestaltet als es der Klangkosmos vermuten lässt und gelungen. Jedoch lassen sie sich nur durch Lektüre erkennen, denn die Vocals sind mehrheitlich geflüstert und in den hintergrund gemischt das Zeugnis einen unruhigen Selbstgespräches. Musikalisch geht es sehr behäbig zu, oft sind es entrückte Pianomelodien und ein elektronisches Fundament, das mal Streicher andeutet, oft aber einfach eine bedrückende Stimmung transportiert.

Das Album lässt sich gut nebenher konsumieren, lohnt aber auch einer genauen Sichtung. Den Bisclaveret zauberten ein Album, dass spannend bleibt während der gesamten Spielzeit, das zeitgleich warme Klänge mit düsterer Bedrückung vermengt und dem Hörer nicht verunsichert, aber auch keine Klarheit aufzeigt. Gerade das wohl traditionellste Stück "Dog's blood for love of god" und die monotone Klagemauer "Trio deum" sind in ihrer Gegensätzlichkeit meine Favoriten. Genau solche Schätze hatte ich mir gewünscht. Danke.

 

Bisclaveret

Theu Anagnosis

 

24.05.2014

Zoharum

 

https://bisclaveret.bandcamp.com/

 

01. Seven lands of happiness
02. Out of the depths have i cried unto thee, o lord
03. Three sacraments
04. Two ways to the highest truth
05. Trio deum
06. Humani sanctus
07. Dog's blood for love of god
08. In the hospital of lost souls