Mit Bipol meldet sich jemand wieder zurück, den man getrost als Urgestein der deutschen Industrial-Szene bezeichnen kann. Hinter Bipol steht Andreas Brinkert, der schon seit Anfang der 90er auf diesem Territorium unterwegs und vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Andreas Glöckner als Punch Inc., aber auch durch sein Mitwirken bei Projekten wie Templegarden's oder Ars Moriendi bekannt ist. Bipol wurde 2005 von Andreas Brinkert als Soloprojekt aus der Taufe gehoben. Ziel des Projekts ist die Darstellung der Einflüsse der Medien auf unsere heutige Gesellschaft und die damit einhergehende Unsicherheit. Dass Bipol selbst ein Medium benutzt, um über Medien zu philosophieren, mag anfangs wie ein Widerspruch wirken, ist aber nur eine logische Konsequenz. Schließlich will auch er einen gewissen Einfluss ausüben. Bipols Debütalbum "Ritual" ist äußerst dicht gepackt. Die Songs wirken weniger massiv denn mehr wie ein Netz, dass einen sofort umfängt und festhält. Verschiedene Informationen stürzen auf den Hörer ein, die teilweise schwer voneinander zu trennen sind. Das Ergebnis vereint ebenso Einflüsse von Old School Industrial wie massive Bässe, TripHop, Tribal, jede Menge Samples und verschiedenste Soundeffekte. "Ritual" überzieht den Konsumenten mit einer gelatineartigen Masse aus Informationen und versetzt ihm leichte Elektroschocks. Dabei ist ein gewisses Auf und Ab an Songs zu bemerken, die mal mehr oder weniger den Fokus auf den Rhythmus setzen. Und dieser Rhythmus ist durchaus ansteckend. Die zwei Jahre Arbeit, die Andreas Brinkert in das Album gesteckt hat, merkt man ihm durchaus an, denn die Songs klingen bis ins letzte Detail sehr ausgefeilt, auch wenn das Ergebnis manchmal etwas too much ist. Deshalb ist "Ritual" eher etwas für den besonderen Geschmack, auch wenn man mit einigen Songs, wie vor allem dem Moctan-Remix von "Invocation / More Pain" eine Tanzfläche zum Kochen bringen kann.