Seit 12 Jahren ist Christer Hermodsson alias Crull-E nun schon als technischer Offizier mit dem Raumschiff S.P.O.C.K unterwegs. Auf Außenbordeinsätzen produzierte er daneben auch Alben mit Cat Rapes Dog, Mister Kite & Sista mannen på jorden. Bei letzteren kam es zu einer dauerhaften Allianz mit Eddie Bengtsson & demzufolge neuer Mission Patches. Jetzt hat er seinen Raumanzug vorerst an den Nagel gehängt... & widmet sich ganz privat dem zutiefst irdischem Prinzip Hoffnung. Für ein Debütalbum ist es doch nie zu spät, auch nicht nach fast drei Jahrzehnten musikalischer Laufbahn. Zumal Biomekkanik als Projekt seit Jahren schon labellos auf diversen Samplern, sowie als Supporter von VNV Nation oder den Krupps, Aufmersamkeit erlangte. Im letzten November hat er sich dann endlich ein Herz gefasst, den Weg ins Malmöer Servant Studio gefunden. Aber, was sich da nun hinter dem androiden Straßenstrich des Coverartworks verbirgt, scheint sich nicht wirklich auf ein Constructal Law einigen zu können. Klinisch aber brachial, rough aber verdammt melodieversessen werden hier zehn Tracks serviert, die einem direkt ins Ohr wollen, aber über die glanzlose Anmutung stolpern... hier wurde wahrscheinlich alles zusammengewürfelt was es Hermodsson Wert war aus vergangenen Tagen ins Diesseits zu retten. Wer vor knapp 10 Jahren die Essenz in Sachen Industrial-Rock & Synthie-Pop mitbekommen hat, dem muss man dieses Album nicht mehr vorstellen! Die Dichte an zitattauglichen, sich regelrecht aufdrängenden, musikalischen Referenzen ist erheblich... diesen Grenzgang zwischen NuMetal & Dancefloor unterscheidet jedoch die auffallend hörbare Perfektion der Produktion von seinen diversen Vorgängern. Ebenso die Stimme. Sie ist hier das maßgebliche eigenständige Soundelement. Spielerisch wird auf dem Album gesanglich zwischen Eskil Simonsson, Fred Durst & dem jungen Bowie gewechselt... Der Opener "Heaven Await" haut ordentlich Erwartungen auf die Tischplatte & bringt zusammen, was spätestens seit DKAY.COM längst zusammen gehörte. Bei "Enemy" wurden einige gute Ideen nicht zuende gedacht & gerade als ich glaubte, der Song würde sich noch zu seinem Vorteil entwickeln, war Schluss. Rotzige Gitarren & reales eindreschen auf echte Felle kämpft hier verbissen mit glasklar durchprogrammierten Digitalimpulsen, um sich dann lediglich bei „Evil“ & "Be Like Us" doch noch zu finden. Dort verschmelzen sie erschöpft in ein fantasievolles Gebilde für das Combichrist feat. Gottes schönste Kirchenlieder mental Pate gestanden haben müssen. "Rock Solid" ist zum Steine erweichen... elektrifizierter Junkie Rock, ohne Spritzbesteck. Musikalisch fällt dabei der Vergleich auf NamnamBulu feat. Thomas Stolle. Die "License to Live" scheint ja auch für satte Klänge wie auf Slipknots Iowa-Album noch nicht abgelaufen zu sein. Gleichfalls neben der Zeit statt mittendrin, sind auch die eingestreuten Synthie-Pop-Perlen. "Pitch Black Ocean" brilliert mit Schmuseappeal, Piano & herrlichem Fading. "Come and see my World" & "State of Perfection" vereinen auf wunderbare Weise alle Höhepunkte des Schwermuts aus der Steckdose von Olaf Wollschläger & Abteilung Dancefloor Dauerburner mit waidwundem Gesang als Inspirationsquelle... Namedropping & Vergleiche liegen ja wie ein Fluch auf Debütalben. Cover, weil einem erstmal nix mehr eingefallen ist, ebenso. Nur bitte WARUM muss Hermodsson, auf einem vom Umfang her eher bescheidenen Album, ausgerechnet den Opener eines wegweisenden Debütalbums regelrecht erwürgen??? Das saftige Lehrstück "Fuck the Pain away" machte einst Peaches, expliziten Postfeminismus & Brutalo-Pop gesellschaftsfähig... Hermodsson machte da leider nur koscheres, kalorienarmes & ungeschwefeltes Dörrobst draus!!! Wenn ich jetzt nur wüsste, wie man diesen Track wieder von der Scheibe kratzt... Schönes Sommeralbum... für einen gemeinsamen Campingurlaub mit moderaten Eltern. Die wissen wenigstens noch den Wert soliden Handwerks mit cleaner Attitüde zu schätzen. Zudem bedient es deren Sehnsucht nach Erinnerung an bessere Zeiten.