In der Masse der soliden bis guten Veröffentlichungen aus dem Bereich härterer skandinavischer Klangkunst würden einem wohl selbst dann Namen durch die Lappen gehen, wenn man die Veröffetlichungsflut ganztätig überwachen würde. Bhleg waren zumindest mir bisher kein Begriff, die ersten beiden Alben des sich anonym haltenden Duos gingen an mir vorüber und dementsprechend offen begegnete ich nun dem Minialbum Äril. Wobei, nicht ganz, denn das Coverartwork dämpfte die Hoffnung auf Klangkunstgenuss mächtig mit einem unscharfen Lagerfeuerschnappschuss, über dem ein Kind mit weißen Textmarker Rahmen, Bandlogo und Rune gekleistert hat. Mein Kandidat für das Un-Cover 2019.

Aber die 28 Minuten sind verdammt gut. Also jetzt so null kreativ, innovativ oder besonders, aber 'Äril' bietet eine warme, fast schon positiv sanfte Entspannungsstimmung, eine sich zäh schleppende Besinnlichkeit - Folk (Black) Metall ohne wenn und aber. Der erste Song "Vittra och dö" ist mit 14 Minuten Spielzeit Herzstück des Minialbums und eine wunderbare Melange aus dem Potpourri, aus dem sich auch hundert andere Bands für mehr Naturverbundenheit im Metal bedienen. Manchen gelingt es eben hin und wieder. Die beiden Unbekannten lassen sich viel Zeit mit Wiederholungen, steigert die Dramatik nur langsam, dezenter Kreischgesang, rauhes Flüstern und verhaltene Cleanpassagen und trotz Dauerfeuer nicht unangenehmes Drumming zeigen, dass Bhleg den schon so oft gehörten Sound verinnerlicht haben und mit freude neu umsetzen. Hinzu kommen einige anscheinend nicht aus der Dose kommende Bonusinstrumente wie zum Beispiel Streicher, die das Geschehen dann und wann auflockern. Kein Hexenwerk, wie schon gesagt, aber auch dieser Part absolut gelungen. Auch die beiden sich anschließenden Stücke gefallen mir sehr gut, passen in eine hoch- bis spätsommerliche Stimmung und so vergeht die halbe Stunde wie im Flug und ich drücke gerne auf Repeat.

Nein, ich höre aus Bhlegs Sound nicht the next big thing in Metall heraus. Und wenn mich jemand fragen würde, was die Band zu etwas Besonderen macht müsste ich stutzen und würde wahrscheinlich keinen Faktor nennen können, außer dass es mir eben gut gefallen hat. Und dennoch: 'Äril' ist mehr als gelungen, gefällt mir besser als zum Beispiel die letzte Platte von Saor und ist mir Grund genug, auch einmal die ersten beiden Werke in Angriff nehmen zu wollen. Es darf also gerne probegelauscht werden.