Es gibt so diese Bands, von denen man im Laufe der Jahre ab und an mal hört und sich denkt: Hm, da werde ich mal reinhören. Nur leider wird das dann nichts und man vergisst den Gedanken wieder. Nun ergab sich jedoch die Gelegenheit ein Album von "Beinhaus" zu rezensieren und flugs habe ich zugeschnappt. Wie in den guten alten, vordigitalen Zeiten bekam ich eine Promo-CD der Veröffentlichung "Zaehne" aus dem Jahr 2019 zugeschickt. "Zaehne" ist bereits das 7. Studioalbum der 1994 gegründeten Band. Ihre Musik beschreiben sie als Kombination aus "Schlagwerk, Elektronik und Stimme". Was man sich darunter vorstellen kann beschreibt das Live-Foto im Cover eindringlich.

Und diese Vorstellung erfüllt das Album. Ich kann nur sagen, es ist grandios, ehrlich, voll auf den Punkt, kompromisslos und roh. Hier wird nicht viel herumklausuliert, hier gibt es einfach die Emotion roh, ungekaut und ins Gesicht. Selten habe ich erlebt, dass die Töne um die Stimme herum mit dem Begriff "Gefühl" treffender bezeichnet werden könnten, als mit dem Begriff "Musik". Jeder Titel drückt genau das aus, was man sich unter der jeweiligen Gefühls- und Erlebenssituation vorstellen kann. Exemplarisch sei hier "Nur einmal" aufgeführt, dass mich tief in die Gedankenwelt eines Triebtäters reißt. Beginnt es doch gefährlich ruhig, fast leise, lockend. Aus dieser heimlichen, spürbar unangenehmen Situation bricht sich langsam ein Grauen Bahn, welches sich unweigerlich zur unaufhaltsamen Explosion der Befreiung steigert. Der Phantasie ist hier nichts überlassen, man wird zum Mittäter, fühlt sich unangenehm wissend und kann sich dem nicht entziehen.

Wie unschwer zu erkennen ist. Ich liebe das Album "Zaehne". Doch trotzdem muss ich eine Warnung aussprechen: Wer mit experimenteller Musik nichts anfangen kann, der wird hier keine Freude haben. Man muss sich einlassen können auf pure Geräusche, die einen Menschen, Situationen, Gefühle und Bedürfnisse oftmals treffender beschreiben können, als eine wunderschöne Melodei. "Zaehne" von Beinhaus ist die Einladung zu einer Achterbahnfahrt durch die tiefsten Abgründe der menschlichen Rohheit, die auch genauso verstörend und treffend umgesetzt sind, wie es ihnen gebührt. Diese "Zaehne" beißen zu, und sie haben die Fähigkeit Wunden zu reißen, die uns zum Nachdenken anregen müssen. Auf der Bandcamp Seite kann man "Zaehne" entdecken.