Am 31. August ist es soweit : „Bastards of Love“ Album Nummer 2 erscheint nach etwas mehr als einem halben Jahr. Da ich beide CDs gleichzeitig erhalten habe, konnte ich die Veränderungen direkt vergleichen und es gibt definitiv eine Entwicklung innerhalb dieses Projektes. Aber zunächst ein kleiner Grundeindruck : Weiterhin wird elektronische Musik geboten, die meist allein von Tobi Margaux eingespielt wurde. Diesmal erwarten den Hörer aber nicht nur Minimalklänge – die einzelnen Tracks verweisen auf unterschiedlichste Musikstile und die CD gestaltet sich recht abwechslungsreich. Interessant ist an dieser Stelle noch, daß eigentlich eine bloße Single von „Love and Faith“ geplant war. Während Tobi aber auf die Remixe von „The Rorschach Garden“ und „People Theatre“ wartete, kamen ihm aber eine Fülle von frischen Ideen und das gesammelte Material reichte für eine komplette CD. Also los gehen 46 Minuten voller „Roses, sorrow & red candies“. „Memorial“ ist ein waviger Einstand in den Reigen, hier stimmen Instrumentierung und Gesang einfach perfekt. Der männliche Gesang ist sehr gut (im Gegensatz zu Tobi's Gesangsleistungen auf dem Debutalbum) und ein Blick in das Booklet bringt es schnell ans Tageslicht : Franck Lopes von „Opera Multi Steel“ & „3 cold men“ veredelte hier mit seiner Stimme einen ansich bereits sehr guten Song. Anspieltip 1. „Love and Faith“ in seiner ursprünglichen Version erweist sich als Tanzflächenkracher, der aus den 80ern entrissen scheint. Die Vocals stammen jetzt wieder von Tobi und man merkt eine leichte gesangliche Verbesserung, wenn man den direkten Vergleich mit Album Nummer eins wagt. Ganz klar Anspieltip 2, zusammen mit dem später folgenden Remix von „The Rorschach Garden“. „About the blue Sea“ läßt mich ein erstes mal stutzen, denn das klingt schwer nach Elektro/EBM. Gesanglich als Duett zusammen mit Liane M. gestaltet ist der Song im Vergleich doch sehr hart. An und für sich ein relativ guter Elektro-Track, aber im direkten Anschluß an zwei typische Minimal/Wave Lieder erscheinen die Bässe zu ruppig. Nun ist der Hörer auf härtere Töne geeicht und mit „Defeat/Control“ bekommen Elektro/Industrial Fans einen Song, der durchaus in Tanztempeln Erfolg haben könnte. Der kreischend/brüllende Gesang von Tobi fügt sich nahtlos in das Muster mit ein und ich gestehe, daß mit der Song gut gefällt, auch wenn ich die Minimal-Lieder von „Bastards of Love“ bevorzuge (nicht, weil der Song schlecht ist, aber es gibt heutzutage genug Elektro/Industrial Projekte aber eher wenig gute Minimalbands). Denoch Anspieltip 3. Nach diesem Bass-Intermezzo folgt der erste Remix von „Love and Faith“, in diesem Fall von „People Theatre“. Ein eher farbloser Remix, Skipp. „Redford for President“ macht deutlich, daß Tobi eine punkige Vergangenheit hat, beschwingende E-Gitarrenbegleitung, schnelles Drumprogramming und etwas noisige Töne machen den Song zu einem flotten und positiven Intermezzo das sich zwar auch von den Minimal-Liedern der ersten CD unterscheidet, insgesamt aber besser ins Konzept passt als die beiden Elektro/Industrial-Ausflüge. Daumen hoch. Mit „Mirror“ wird es wieder sehr minimalistisch. Positiv fällt auf, daß Tobi entweder an seiner Stimme gearbeitet hat oder immer besser einzuschätzen weiß, wann er welchen schrägen Töne einsetzen sollte. Ein recht experimentelles Erlebnis, aber durchaus lohnend. Der Remix von „Love and Faith“, den „The Rorschach Garden“ beigesteuert haben gefällt mir wesentlich besser als der erste Remix und schlägt sogar das Orginal um Nuancen. Dabei erkennt man ganz klar die typischen Rorschach Garden Trademarks, die die Melodie hier veredeln. Sehr gut. „Gold“ ist ein angenehmes Instrumentalstück mit einem langsamen Instrumentierungs- und Spannungsaufbau – dieser Song hätte auch ein sehr gutes Intro für die CD abgegeben. Aber man will ja nicht meckern : auch an dieser Stelle der CD gefällt die Melodie. „Dark Channels“ ist das 10minütige Abschlußlied der CD und jeder, der sich schon mehr als 5 CDs zugelegt hat wird erahnen, wie es zu dieser Spielzeit kommt. Genau, es ist der ach-so-tolle hidden track, der nach eine kleinen Leerlaufphase an das experimentelle und etwas langatmige „Dark Channels“ anschließt. „The Need“ wurde live aufgenommen und ist zwar nett aber auch irgendwie nur durchschnittlich. Zusammen mit der Tatsache, daß ich hidden tracks mag wie Fußpilz schließt die CD nicht wirklich würdig ab. Schade eigentlich, aber vergleichbar mit dem Debutalbum „Decadance royale“, daß am Ende zwei uninspirierte Remixe bereithielt. Das geht auch besser, Tobi. Wenn man „Roses, sorrow und red candies“ direkt mit dem Debutalbum vergleicht, fallen verschiedene Dinge auf : Zunächst hat sich das gesangliche Repertoire von Tobi Margoux verbessert und schräge Töne kommen immer seltener oder eben passend zum Song vor. Auch die Produktion ist etwas stimmiger und professioneller geworden. Gleichzeitig hat der Hörer aber das Gefühl, daß „Bastards of Love“ die Sache ernster nehmen. Das geht ein wenig auf Kosten der unbeschwerten Spielfreude des Vorgängers und führt zu musikalischen Wanderschaften wie „Defeat/Control“. Zu keinem Zeitpunkt ist die Musik schlecht es gibt aber weniger Höhepunkte zu vermerken. Verteidigend kann man aber entgegenhalten, daß das erste Album innerhalb von 4 Jahren entstand, während Tobi für die „...red Candies“ nur ein halbes Jahr brauchte, für das nächste mal würde ich mit aber wünschen, daß man sich mehr Zeit nimmt um die verschiedenen Stile stimmiger zusammenzusetzen, damit die CD homogener erscheint. Auf jeden Fall aber ist „Roses, sorrow and red candies“ eine Bereicherung für jeden Fan von Bands wie Rorschach Garden, Alien Skull Paint und 80er Wave Marke Kraftwerk.