‚Auf Gleis 1 erhält Einfahrt ein Album mit Wave-Gitarren und bratzelnder Analog-Elektronik’. So könnten die Dänen von Bahnhof ihr neues Album an deutschen Bahnsteigen bewerben, während genervte Bahnfahrer auf den Wiedereinsatz der ICEs zur Normalisierung des Fahrplans warten. Bereits im letzten Jahr hat das Quartett einen Longplayer in Dänemark veröffentlicht, der nun auch beim Medienkonverter angekommen ist und keineswegs zu verachten ist. Wer wie ich noch das erste Muse-Album positiv im Langzeitgedächtnis auffindet und sich auch an die dunklere Seite von Kent gerne erinnert, wird mit Bahnhof seine Freude haben. Mal mehr, mal weniger elektronisch aber immer alternativ rockend werden zehn Songs überzeugend präsentiert. Die ganz großen Hits bleiben aus, aber die Vielzahl der Songs wächst mit der Anzahl der Durchgänge im CD-Player. Hauptsächlich legen die Indietroniker die schnelle Gangart ein und die Saiten der beiden Gitarren und natürlich auch die des Basses können sich nur selten erholend ausschwingen. Dass den Musikern aber auch die wirklich leisen Töne in Moll gut zu Gesicht stehen beweist der letzte Song ‚Sweet Catastrophe’, der sich jedoch nach und nach auch zum krachenden Epos entwickelt. Zweimal gibt’s einen Zuschlag in Form von Guestvocals von Louise Lolle, ansonsten hat Sänger Janus Jauch das Mikro fest in der Hand. Was neben der Musik positiv auffällt ist das wirklich gelungene Cover, das mit seiner geometrischen Gradlinigkeit und den acht gezielt ausgestanzten Kreisen richtig was her macht. Kein Überflieger-Album aber trotzdem auf jeden Fall eines, in das es sich lohnt mehr als nur reinzuhören.