Über das Thema Bandname könnte man auch im Zusammenhang mit dem Electro-Genre eine Doktorarbeit verfassen. Ob Zahlenspiele, Gruftie-Cliches oder Weltkriegsvokabular. Zu meckern gibt es immer etwas. Dass sich eine Band Avoid-A-Void nennt, obwohl es im gleichen Genre schon Bands mit den Namen To Avoid oder Avoid Kharma gibt, ist entweder Zufall oder aber Absicht. Wie auch immer. Als ich vor gut 20 Jahren das letzte Mal ein Album kaufte, weil ich beim Bandnamen nicht aufgepasst habe und erst zuhause feststellte, dass da irgendwas nicht stimmte, konnte ich mich am Ende glücklich schätzen. Neben Front 242 hatte ich eine neue Lieblingsband namens Frontline Assembly. Eine ähnliche Offenbarung vermag „Abyss Desire“ nicht zu bieten. Aber eine Enttäuschung ist das Debüt der beiden Herren aus Nordrhein-Westfalen ebenfalls nicht. Nach drei Songs ist zudem klar, dass „Abyss Desire“ mit EBM wenig zu tun hat. Natürlich kann man den einen oder anderen härteren Sound auch dieser Richtung zuordnen. In Summe handelt es sich meiner Ansicht nach aber um ein klassisches Synth-Pop-Album und das meine ich positiv. Denn vor der großen Future-Pop-Welle in Europa und der parallelen Entwicklung in Amerika, wo sich fast alle ADD-Bands am Ende gleich angehört haben, war es normal, dass auf einem guten Synth-Pop-Album Platz für Abwechslung war. Der Opener „Ignorance“ weckt bei mir noch gemischte Gefühle, aber dann zeigen die folgenden Songs, dass Avoid-A-Void mehr drauf haben. „A Hell Of Heaven“ eröffnet dann ein mehr als solides, ja gutes Album. Ein Stück weit ist dieses Debüt einen kleine Reise durch die Geschichte dieses Genre. Schöne Melodien und eingängige Refrains dominieren, aufgelockert durch härtete Passagen und die fast obligatorischen Balladen gegen Ende des Albums. Höhepunkt ist für mich „Many Souls“, ein toller Song in der Tradition der erfolgreichen Bands aus Deutschland oder Schweden. A pro pro Schweden – „Tom Is An Alien From Outer Space“ erinnert vom Sound (nicht vom Text) her an die aktuell wieder aktiven Herren von S.P.O.C.K.. Auch innerhalb der einzelnen Stücke gibt es Überraschungen, so zum Beispiel bei „High Off The Ground“, wo gerade in dem Moment, als der Computergesang zu nerven beginnt, die natürliche Stimme von Sänger Falo dem Song Wärme gibt. Zwar reicht „Abyss Desire“ nicht an die Alben der im Pressetext angeführten Bands wie Depeche Mode, Camouflage oder De/Vision heran, aber wer auf Synth-Pop steht und Bands wie Sea Of Sin oder Iris schätzt, wird hier über eine knappe Stunde gut und abwechslungsreich unterhalten und über die ein oder andere Schwäche sicher freundlich hinwegsehen.