Autodafeh sind Mika Rossi, Jesper Nilsson und Anders Olsson und mit „Identity Unknown“ kommt nach „Hunt For Glory“ und der EP „Re-Lectro“ Ihre dritte offizielle CD auf den Markt. Und ja, die meiste Zeit klingen Autodafeh wie Front 242. Das Schöne ist, dass die drei Schweden daraus auch keinen Hehl machen und durch die Auftritte vor Front 242 oder den Remix von Daniel B. haben Sie ja auch so was wie das Ok von "Oben" dafür bekommen. Aber wer vor Jahren bei Mastertune das kalte Grausen bekommen hat, sollte besser die Finger von Autodafeh lassen. Es ist schon fast erschreckend wie offen die Jungs zu Ihrer Heldenverehrung stehen und damit alle dahingehenden Vorwürfe ins Leere laufen lassen. Los geht es mit einem Intro in der Tradition von „Angst“. Es folgt „Divided We Fall“ und es ist echt dreist, wie krass dieser Song nach Vorbildern klingt. Das geht los bei den Sounds und gipfelt im Text des Refrains „Two for two and one for all…“. Das schreit nach einem harten Verriss. Vor allem weil gerade diese Nähe klar macht, dass Autodafeh von Fornt 242 Lichtjahre entfernt sind. Wo knapp zwei Minuten „Angst“ von der „Official Version“ mich heute noch umhauen, ist „Dead Eyes“ Massenware. Und durch Epigonen wie Mastertune oder Autodafeh wird noch einmal deutlich, dass Jean-Luc De Meyer ein großartiger Sänger ist und Richard 23 eben ein außergewöhnlicher „Shouter“. Gerade die zweite Stimme klingt beiden Schweden etwas dünn und vermiest mir zum Beispiel das eigentlich gute „Hall Of Fame“. Und trotzdem. Ich gestehe, dass mich „Identity Unknown“ gut unterhält. Klar nervt es teilweise und manche Songs sind schwach, aber es sind ein paar echt gute EBM-Stücke auf diesem Album. Der Titeltrack ist so einer. „7 Sins“ ein anderer. Und die Jungs um Sänger Mika haben die komplette Discographie der Belgier als Inspiration genommen, sodass auch vereinzelt Gitarren oder modernere Sounds zu hören sind. Und es klingt ja auch nicht alles nach Front 242. „Love, Hate And Pain“ etwa hört sich fast gar nicht nach den angeblichen Namenspaten der EBM an. Sondern nach Nitzer Ebb… Front 242 ist und bleibt meine absolute Lieblingsband. Daher kann ich „Identity Unknown“ nicht objektiv beurteilen. Erst recht, da das letzte Konzert dieser Überband erst ein paar Wochen zurück liegt. Keine Ahnung, ob es Menschen gibt, die Front 242 nicht kennen, aber dann an diese CD geraten und was dann passiert (über Erfahrungsberichte würde ich mich freuen). Für Oldschool – Freunde, die sich an der Nähe zum Original nicht stören, ist diese CD sicher eine kurzweilige Auflockerung und das Schöne ist, dass mit dem Remix von Daniel B. jedem 242-Fan dem eine solche CD vielleicht etwas peinlich ist, eine nette Ausrede geliefert wird. Ich frage mich bei diesem Remix allerdings, ob die teilweise fiesen Sounds nicht auch als eine Art von Bestrafung gedacht sind.