Lukas Schneider aka Auto Aggression ist zurück. Zwei Jahre hat es gedauert, bis er nach seinem, in vielen Medien hoch gelobten, Debüt “Geräuschinformatik“ diese Tage den aktuellen Nachfolger „Artefacts“ nachlegte. Wie schon bei seinem Erstlingswerk versucht er mit verstärkt unkonventionellen Methoden und nicht den typisch dunkel-elektronischen Klängen seine Ansichten elektronischer Musik vorzustellen. Dass das Album „Artefacts“ genannt wurde, begründet Lukas damit, dass diese Artefakte als ‚Soundfragmente, die als Reste und Abfall digitaler Musikverfremdung entstanden sind, selbst eigene Tracks begründeten’, damit die Grundlage für die vorliegende Tracklist bilden und beim Hörer die verschiedensten Emotionen – ebenfalls als Artefakte zu betrachten – wecken. Dabei bewegt er sich wiederum innerhalb des gesamten Bereichs zwischen tanzbar bis untanzbar bzw. nur hörbar, ist also auch diesem Stil treu geblieben. Und trotzdem lassen sich auffallende Unterschiede im Vergleich zu „Geräuschinformatik“ ausmachen, die unweigerlich das kleine Wort „gesetzter“ zur Beschreibung heranziehen. „Artefacts“ fällt weniger durch solch industrial-destruktiv arrangierte Kracher wie „Blau“ oder „Das Nyquist-Theorem“ auf, die in ähnlicher Form auch wieder vorhanden sind und Auto Aggression bekannt gemacht haben, sondern durch ausgereiftere, ruhigere und experimentell angehauchte Tracks wie z.b. „R-A“, „Mechanical Sun“ oder „Digital Woods“. „Shallow Things“ mit Gastsängerin beleuchtet zudem eine neue Richtung, die ein Stück weit die Ausrichtung zur poppigen Massenkompatibilität suggeriert, wobei der Song in dieser Form fast einmalig bleibt. Fast, denn mit einem weiteren Gastsänger – dem Covenant-Eskil – entpuppt sich „A Thousand Fires“ spätestens beim zweiten Hören durch die o.g. Ambient-Mischung und den neu hinzu gekommenen Electro-Pop-Einlagen als der Nr.1-Titel des Albums. Mit scheinbar mittlerer Hitze brennen sich die Feuer durch ausgetüftelte Subtilität unaufdringlich immer weiter in die Gehörgänge, bis schließlich jeder Hörnerv davon angesteckt wurde und das Gehirn mit der Verarbeitung all dieser Reize komplett ausgelastet ist. Wer Auto Aggressions Reminiszenzen an dessen Industrial-Songs bevorzugt, sollte sich „Blame“, „The Sky Is Not Yours“ oder „Speed“ widmen und wird dabei nicht enttäuscht. Würden sie im Club von Nicht-Fans vielleicht als monotones Gebolze abgetan, so kann man sich ihnen auf der CD unerklärlicherweise nicht richtig entziehen. Auch nicht dem ambivalenten Doppelausklang „Scape 1“ und „Digital Woods“; denn wenn man in der richtigen Stimmung ist, dann ist der noisige bzw. melodische Experimental-ChillOut echt hörenswert, ansonsten leider nervig und verkürzt die Albumgesamtspielzeit um gut neuneinhalb Minuten. Zur CD des Monats reicht es leider nicht, wohl aber zu einem ‚hörens- und empfehlenswert’, Sperrigkeiten hin oder her oder vielleicht gerade deswegen.