Mit "A tricky business" legt Martin Bowes im Zuge seines großen Rerelease-Projektes das wohl einflussreichste und mit erfolgreichste Attrition-Album erneut auf, welches 1991 erstmalig beim Label Contempo in Italien bzw. bei Project in den USA erschien war. Mit leicht modifizierter Tracklist – nun inklusive den Songs "Your face, my gift" und "Something in my eye" von der 12"-Vinyl-Maxi "Something in my eye", aber ohne "Right Hand Man" in der Rough Version – vereint "A tricky business" in ganz einzigartiger Weise (vor allem für den Zeitpunkt der Erstveröffentlichung) moderne, computergenerierte Elektronik, dunkle, flächige Keyboardsounds, Anleihen klassischer, orchestraler Instrumentierung sowie Martin Bowes und Julia Wallers charismatische und gleichzeitig gegensätzliche Stimmen. Kurz: Das Album überrascht mit jedem Titel aufs Neue und lebt von einer außergewöhnlichen Morbidität und strahlender Schönheit zugleich. Wieder einmal sind es die perfekt harmonierenden Kontraste, die den besonderen Reiz ausmachen und fast schon als Attrition-typisch gelten können. Martin Bowes zeigt sich experimentierfreudiger denn je, mal minimalistisch, mal opulent arrangiert, mal gefällig – jedoch nie einfach –, mal verstörend und arbeitet mit einer ausladenden Bandbreite musikalischer Einflüsse, die vom klassischen Dark und Cold Wave über Anleihen aus dem EBM der frühen 90er bis hin zu filigraner Neoklassik reichen. Niemals ist ein Song nur das eine oder das andere, jeder Titel offenbart bei hingebungsvollem Hören immer neue Facetten. Hier ist es das tanzbare, rhythmusbetonte elektronische Moment, welches überwiegt, da ist es das ruhige, geheimnisvolle, verträumte und atmosphärische Element, welches dominiert, ein andermal stehen ganz klar die Gesangsstimmen im Vordergrund, und die reduzierte Instrumentierung setzt lediglich Akzente. Nach rund 10 Jahren Attrition hat Martin Bowes 1991 mit "A tricky business" kompositorisch ein echtes masterpiece geschaffen, welches ihn einmal mehr als herausragenden, kreativen Musiker auszeichnet, der sein Handwerk außerordentlich versteht und der sein Herzblut und Engagement in jedem Song fühl- und hörbar werden lässt. Heute, im Jahr 2009, hat das Album immer noch nichts von seiner Faszination und inspirierenden Kraft verloren – und "Something in my eye" in der 12"-er Version hat – neben etlichen anderen Titeln – echte Chancen, die Tanzböden der Clubs zu erobern.