Nach dem Aushalten kommt das Trauern – so beschreiben es die Medien, das neue Album von Assemblage 23, dem Projekt von Tom Shear. Und das ist mitunter eine treffende Aussage. Doch „Mourn“ ist viel mehr als nur ein Ventil für die Trauer.

„Epiphany“ steigt mit lebhaftem Synth ein, der beginnt zu rotieren, während eindringliche Drums ihn unterstützen. Die Sequenzen werden dunkler, ehe sich die klare Stimme erhebt. „…my aching head…“ Wieviel Kummer ist da in deinem Kopf? „I have no choice… this is killing me…“ Die Worte finden sich melodisch, während die Drums weiter reitend voranschreiten. „Factory“ empfängt dich mit schneller Elektronik, die von metallischen Schlägen durchzogen ist. Die Electrodrums sind ausufernd schnell. „…you got to hide your emotions inside…” Wie aus der Ferne klingen die Vocals, ehe der Sound sich wieder lebhaft voll und melodisch bündelt. „…we built a factory for broken man…“ Düster und bedrohlich steigt im Anschluss „Bloom“ ein. So klar trifft dich die Stimme, wird vom Wave windig neblig umschlichen. „…when you`re going nowhere…“ Die Drums übernehmen die Führung, wandeln sich trommelnd. Der Synth marschiert. „Shine to me!...“ Du bist nicht allein. Da ist ein Licht, das für dich scheint. „Anxiety“ ist düster rotierender Sound, auf den sich harte Drumbeats legen. Langgezogen werden die Synthtöne, wirken angriffslustig und dann wird es tragisch provozierend. Die Drums reiten unter der Stimme, durchbrochen von blechernen Schlägen. Du hörst das Biest und es durchdringt dich. Marschierend kampfeslustig geht es voran. „Confession“ steigt zunächst windig ein. Einzelne Drums wollen deinen Herzschlag imitieren, erhalten Gegenfeuer. Die Basslinie provoziert mäßig schnell. „I need it to be loved…“ Die Stimme erklingt dunkel und rein. „…This is my last confession…” Die Vocals bewegen sich langsam auf dem schnellen, tobenden Synth. Züngelnd tief stachelt die E-Gitarre sie an. In „Dissonance“ treffen wir auf hohen, sprunghaften Synth, der lebhaft vom Wave untermalt wird. Temperamentvolle Drums spielen mit. Die Vocals nehmen an Höhe zu. „I`m not looking for a savior… I`m just looking for my heart…” Der Synth tanzt schließlich wild auf den melodischen Parts. Es folgt „Welcome, Apocalypse“, der Track, der irgendwie zu meinem Favoriten mutiert ist. Schnelle Elektronik reißt dich mit – voller Synthsound und Drums werden eine Einheit, durchsetzt von Schlägen, melodisch. „…contact only in a dream… try to hang on…“ Beschwingt melodisch brennt sich der Refrain in dir ein. „Could`ve“ zeigt sich belegter, marschierender, bis die Synthmelodie einsetzt. Die dunklen Momente holen dich ein. Der Synth tanzt auf den Drums. „…you could`ve missing me.“ Der Track hat einen psychotischen Charakter. Schneller Wave-Drum-Sound erwartet uns in „Tragedy“. Doch auch hier spitzt es sich aufbrausend melodisch zu. „…the truth can have a bitter taste…“ Was ist in deinem Kopf? Was ist in deiner Fantasie? Gib deinen Gedanken einen Kuss. „…you play your part… It`s such a tragedy…“ Bearbeitete Vocals treten gegen klare, reine an und zeugen von leidenschaftlicher Inbrunst. In „This House Is Empty“ zeigt sich die E-Gitarre wieder ungezügelt auf den Drums. Da ist diese Stille, die dich erdrücken will. „…burn it down…“ Die schlaflosen Nächte sind dein Zeuge. CD 2 beschert uns einen Haufen „Specials“. Wir beginnen hier mit „Crescendo“, mit schneller, rotierender Elektronik, die kurz sphärisch unterstützt und dann von eindringlichen und trippelnden Drumschlägen dominiert wird. Die E-Gitarre durchzieht wild die tobende Masse. Der Synth überschlägt sich. Du hörst das Klopfen und rasselnd, während die E-Gitarre schräg auftrumpft. Gefühle verschwinden nicht einfach. Die Stimme, die sich auf den Drumbeats bewegt, erhält ein Echo, was die Verzweiflung verstärkt. Es folgt der Alpha Quadrant Remix meines Favoriten – bedrohlich, wavig rotierend. Der Track zeigt sich ganz Club-like. Die Stimme reitet mit dem Sound, wird von weiblichen Vocals unterstützt. Der Big Time Kill Remix von „Tragedy“ zeigt Synthsound, der sich pc-bearbeitet bricht. Die Stimme wirkt verträumt auf den Drums, ehe sie mit ihnen gemeinsam und der E-Gitarre einen Reigen bildet. Es folgt der KLACK Remix von Factory – poppig, metallisch, elektronisch. Die Stimme wirkt gedämpft, marschiert auf den Drums. Der Track zeigt starke bearbeitete Sequenzen, bündelt sich leirig und dann melodisch. Es folgt „Epiphany“ als [-SITD-]-Remix ebenso clubtauglich . Düster, lauernd reißt uns der Sound mit. Die bearbeitete Stimme will uns aus der Ferne einholen. Die Dunkelheit dringt in den Vordergrund. „…have no choice… but to move on…“ Der Stoneburner Remix von „Anxiety” schließt trippelnd, schnell und schräg an. Die Drums bilden einen dunklen Unterton unter der wilden Elektronik. Einzelne Stimmsilben werden verzerrt, rotieren und bündeln sich ganz in hypnotische PC-Vocals. Diese folgen dir in den Watch Clark Remix von „Tragedy“. Der Synth tanzt melodisch hoch hinter den Drums. Die E-Gitarre reitet und die PC-Stimmen vermehren sich. Und nun folgt der Coldkill Remix von „This House Is Empty“. Irgendwie hohler wirkt der Sound, treibend, beatig. Die Beats spielen mit den Electrosequenzen. Kurz sphärisch verträumt und emporisch schließt sich der Neuroactive Remix von „Welcome, Apocalypse“ an. Hohe Synthtöne nehmen lebhaft an Tempo zu. Die Vocals sind bearbeitet – mal ganz nah, dann fern und wieder nah – hypnotisch, chillig. Der Track schießt vorwärts. „…Ghosttown, not a soul inside…“ Die Rarität „Black Dog“ schließt das Ablum, schlägt trommelnd auf dich ein. „There`s a black dog that follows me.“ Fühlst du dich auch oft so? Die Stimme fängt dich verträumt ein. „I don`t know where to run… I cry for help…” Hilflos führen dich die Vocals hinaus. „I can`t find anyone.“

Beweisen wir Assemblage 23, dass da noch Leben in der Seele ist. Lassen wir den Sound durch uns fließen – eine gelungene Sammlung ist dazu bereit.

 

11.09.2020

 

Metropolis Records

 

https://www.assemblage23.com

 

CD 1

01. Epiphany
02. Factory
03. Bloom
04. Anxiety
05. Confession
06. Dissonance
07. Welcome, Apocalypse
08. Could`ve
09. Tragedy
10. This House Is Empty

CD 2

01. Crescendo
02. Welcome, Apocalypse (Alpha Quadrant Remix)
03. Tragedy (Bill Time Kill Remix)
04. Factory (KLACK Remix)
05. Epiphany ([-SITD-] Remix)
06. Anxiety (Stoneburner Remix)
07. Tragedy (Watch Clark Remix)
08. This House Is Empty (Coldkill Remix)
09. Welcome, Apocalypse (Neuroactive Remix)
10. Black Dog