Galt die Frankfurter Formation ASP zu Anfang als musikalischer Geheimtipp innerhalb der Gothic-Szene, haben sie sich mittlerweile auch außerhalb derselben zur festen Größe im Musikbusiness gemausert und füllen mühelos Konzerthallen wie Festivalplätze. Der großangelegte Zyklus um den Schwarzen Schmetterling fand viele begeisterte Anhänger, bot er doch Erholung weitab von Belanglos-Musik ohne Inhalt. Mit ASP sind die musikalischen Geschichtenerzähler zurückgekehrt und diese Tradition führen sie auch mit „Zaubererbruder“ weiter fort. Die sorbische Volkssage um den Betteljungen Krabat, der im Wald auf eine Mühle stößt, dort als Lehrling Aufnahme findet, aber erkennen muss, dass sein Meister mit dem Teufel selbst im Bunde steht, erfährt durch Asp eine völlig neue und eigene Interpretation. Das Doppelalbum besticht durch ein herrlich düsteres Artwork, welches sich zusammen mit den Songs wie gewohnt nahtlos zu einem großen Gesamtkunstwerk zusammenfügt. Bereits die ersten Töne des Intros und die unverwechselbare Stimme von Asp garantieren Gänsehaut. Die spartanisch anmutende Instrumentierung mit Dudelsäcken passt wunderbar zum Thema des Betteljungen. Auch im weiteren Verlauf des Albums finden sich immer wieder mittelalterliche Klänge, was wohl am stärksten bei „Der Schnitter Tod“, einem Lied aus dem dem 17. Jahrhundert, hervortritt. Dieses ist auch der einzige Song, der nicht von Asp selbst geschrieben wurde, sich aber wunderbar in die Geschichte einfügt. Zwei weitere Höhepunkte sind die beiden Duette „Mein Herz erkennt dich immer“ und „Zaubererbruder“. In ersterem leiht die Sängerin Lisa Pawelke ihre Stimme der Geliebten Krabats, die im Laufe der Geschichte dem Meister zum Opfer fällt. Letzteres dürfte wohl eines der interessantesten Duette der schwarzen Szene sein, denn in „Zaubererbruder“ gibt sich Eric Fish als Gastsänger die Ehre. Damit vereint der Song zwei der prägnantesten Stimmen der Szene. Ein musikalischer Leckerbissen, nicht nur für Kenner. Mit „Am Ende“ setzen ASP einen nachdenklichen Schlusspunkt mit Moral. Krabat stirbt hochbetagt und ist im Tod endlich mit seiner Geliebten vereint. Den Kreis schließt das Outro „Zwei Schwäne“, ein rein instrumentales Stück, das leise ausklingt und in meinem Fall einen verzauberten Hörer zurücklässt. ASP-Mastermind Alexander Spreng beweist sich mit diesem Album einmal mehr als geradezu genialer Geschichtenerzähler, von dessen Songwriter-Fähigkeiten sich so mancher eine riesige Scheibe abschneiden sollte. Wie gewohnt überzeugen sowohl Lyrics als auch Arrangements durch eine wunderbare Komplexität weitab der Eintönigkeit. Mit großem Geschick hat Asp eine eigene Interpretation des Krabat-Stoffes inszeniert, die nicht nur eingefleischte Fans in ihren Bann ziehen dürfte.