Wie könnte man Ash aus der britischen Musikgeschichte streichen? Never ever! Besonders nicht, wenn man wie ich gerade im Jahre 95 für drei Monate in England war, die Veröffentlichung von ‚What’s The Story, Morning Glory’ inklusive Cover-Nachahmer-Foto in der Berwick Street nach einem Allnighter im Marquee mitgemacht und PULP zwei Tage vor Weihnachten zu ihren besten Zeiten in der Brixton Academy erlebt hat. Das Jahr des Britpop, das auch Ash mit Perlen wie ‚Angel Interceptor’ und ‚Girl From Mars’ unvergesslich gemacht hat. Seither ist viel passiert… Britpop in der damaligen Form ist tot, Charlotte Heatherly verließ die Band um sich fortan solo und als temporäre Bassistin bei Client zu verwirklichen, während Tim Wheeler und Mark Hamilton die Ash-Flagge weiter tragen. 2007 dann der Shock bei einem Konzert: Wheeler verkündet, dass Ash nie mehr ein Album veröffentlichen werden. Die Erleichterung kommt umgehend, als klar wird, dass lediglich ein Formatwechsel ansteht. Ash veröffentlichen nur noch einzelne Tracks und das mit ziemlicher Regelmäßigkeit. Und nun ist es doch soweit, zumindest als Compilation sind die Tracks A-M plus fünf Bonus-Tracks nun auf ‚A-Z Vol1’ zusammen zu erstehen. Wer bereits mitgerechnet hat kommt somit auf achtzehn Tracks, von denen mir zumindest ein Song schon im letzten Sommer zugeflogen ist, der über Monate auf Dauerrotation lief: ‚True Love 1980’. Verspielt elektronisch mit den typischen Ash-Gitarren und einem zutiefst ergreifenden Refrain der ein wenig an ‚Raining In Paradise’ von den Subtones erinnert eine echte Bereicherung in der Playlist jedes iPods. Um diesen Song nicht zu mögen muss man nun wirklich ein Herz aus Stein haben. Umso gespannter war ich auf die komplette Sammlung! Nun gut, eine Begeisterung wie für ‚True Love 1980’ ist beim spontanen Hören nicht durchgängig gegeben, doch schnell kristallisieren sich weitere Favouriten heraus. Und die Zahl wächst von Durchlauf zu Durchlauf. Unkomplizierter Gitarrenpop in ‚Arcadia’ hat genauso seinen Charme wie die kraftvolle Ballade ‚Coming Around Again’ oder der Indie-Rock Song ‚Command’. Musik mit Referenzen zu vergangenen Tagen jedoch ohne Festklammern an alten Strukturen: sie können es noch immer. Im Mai kommen Wheeler und Hamilton nach Deutschland, auch in die Batschkapp nach Frankfurt. Nach diesem Album ist ein Konzert dort eigentlich Pflichtprogramm! Freunde der guten Popmusik, ‚A-Z Vol1’ könnte eines der ersten Entertainment-Highlights des Jahres in diesem Genre sein. Über eine Stunde gute Laune die man nicht bereut. Dafür ist die Musik zu ehrlich, die sich Wheeler hier von der Seele geschrieben hat.