Würde Quentin Tarantino sich entschließen einen seiner Filme in Frankreich zu drehen und dort eine Geschichte mit gewalttätigen Seemännern und freudigen Mädchen in Marseille auf seine gewohnt charmant-blutige Art umzusetzen, hier gäbe es bereits den Soundtrack dafür: Artmode’s ‚Carcinoide’. Verschiedenartige Einflüsse prägen die schweizer Band und bilden so die Basis für einige wirklich coole Songs: Vom französischen Chanson über Big Beats bis zur gepflegt angeschlagenen Western-Gitarre wird alles eingebracht, vermischt und zum Album ‚Carcinoide’ zusammengebastelt. ‚Rocket Baby’ ist einer der fließenden Tracks des Albums: ein Duett, wie man es aus der französischen Musik bestens kennt: tiefe Männerstimme trifft gehauchte Frauenstimme und wird Rock’n’Roll mäßig von Tambourine und Hammond-Orgel zusammengeschweißt. Ein interessantes Stilelement in Form von ‚Weltmusik’-Samples (ähnlich wie man es bspw. von Jam & Spoons Original von ‚Odyssey to Anyoona’ kennt) und schleifendem Beats im Hintegrund leiten zu verzerrtem aber zugleich ruhigem Gesang von ‚Ad Patres’ über, um durch Air-sches Pfeifen abgerundet zu werden. Einen ähnliches Aufbau haben auch ‚Brulure’ und ‚Viens’ wobei beide Songs wesentlich düsterer und gradliniger gestrickt sind. Vor allem ‚Viens’ klingt mit seinem gesampleten Beat und den kratzenden Samples schon fast ein wenig böse. Als weiterer Track fällt ‚L’eveil’ positiv auf: erneut darf Marion Innocenzi sechziger-like ans Mikrophon um einen ruhiges, gitarrenbegleiteten Song zum Besten zu geben. ‚Pony Express’ überrascht durch einen treibenden Beat der von der bereits etablierten Wester-Gitarre passend komplimentiert wird. Ein Manko ist, dass die rezensierten, wirklich guten Tracks aufgefüllt werden mit nicht ganz so starken Nummern, die mit der Zeit doch sehr ähnlich erscheinen. In diese Kategorie fallen ‚Silvar’, ‚Jason’ oder auch ‚Midnight Conspiracy’. Um einen typischen Stil durch einen Film weg aufrecht zu erhalten wäre das ok, für die heimische Stereo-Anlage bringt das nicht gewollte Längen. Ansonsten jedoch: Respekt: Arrangement und Umsetzung sind professionell! Regisseure cooler Filme: haltet euch ran mit dem Lizenzieren!